Der Tiroler Landesumweltanwalt und der Österreichische Alpenverein nehmen Stellung zu den geplanten Seilbahnprojekten im Kaunertal und Pitztal. Beide sehen die Pläne „sehr kritisch“.
Als „wilde Gletscherehe“ bezeichneten Tirols Grüne das neue Seilbahnprojekt im Pitztal und sehen auch eine im Kaunertal geplante neue Seilbahn überaus kritisch. Die „Krone“ berichtete ausführlich über die Pläne der beiden Seilbahn-Geschäftsführer Beate Rubatscher-Larcher und Franz Wackernell.
Nun gibt es auch von Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer und Liliana Dagostin, Leiterin der Abteilung Naturschutz im Österreichischen Alpenverein, erste Stellungnahmen.
Bei beiden Projekten müssen zum Teil massive Geländeeingriffe vorgenommen werden. Wollen wir das wirklich?
Johannes Kostenzer
Feststellungsverfahren läuft
„Derzeit läuft das Feststellungsverfahren bei den Behörden. Dabei wird sich auch zeigen, ob es die Pflicht einer Umweltverträglichkeitsprüfung gibt“, sagt Kostenzer. Er sieht jetzt schon beide Projekte „sehr kritisch“. Zwar seien in beiden Fällen die Eingriffe rein für den Seilbahnbau in einem überschaubaren Ausmaß. „Im Kaunertal benötigt es aber eine völlig neue Geländekante beim Gepatschferner. Diese Erschließung sehe ich als sehr problematisch.“
Indes müssen laut Kostenzer im Pitztal gleich zwei neue Geländekanten erschlossen werden. „Auch hier braucht es für den Liftbetrieb massive Geländeeingriffe und vermutlich auch einige Sprengungen.“
In welcher Form wir gegen die beiden Projekte vorgehen werden, wissen wir noch nicht. Wir werden sie jedenfalls bekämpfen.
Liliana Dagostin
Für Gletscherehe „braucht es nur noch einen Tunnel“
Wie Rubatscher-Larcher und Wackernell bei der Präsentation der Pläne betonten, strebe man keine Gletscherehe durch die Hintertür an. Der Landesumweltanwalt meint jedoch, dass „es theoretisch nur noch einen Tunnel braucht, um einen Zusammenschluss mit dem Ötztaler Gletscher zu schaffen. Auch wenn das derzeit nicht geplant ist“.
Abschließend stellt Kostenzer die Frage, „ob wir in Anbetracht der Klimakrise und der Ressourcen tatsächlich neue Lifte brauchen. Ist der stetige Ausbau der Skigebiete und Eingriffe in bereits zurückgehende Gletscher wirklich das, was wir in Tirol wollen?“
Alpenverein wird Lifte „auf jeden Fall bekämpfen“
Dagostin meint unterdessen, dass „wir zwar noch nicht allzu viel über die Pläne wissen. Aber nach diesem extrem trockenen Sommer und niederschlagsarmen Winter ist der geplante Ausbau an Absurdität nicht zu überbieten“. In welcher Form der Alpenverein gegen die Projekte vorgehen werde, wisse man noch nicht. „Wir werden sie aber auf jeden Fall bekämpfen!“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.