Die Jugend von heute ist offenbar klüger als die Generation davor. Der neue Drogenbericht für Österreich sieht Suchtgefahr vor allem ab dem Alter von 35 Jahren explodieren - bei harten Drogen, aber auch Alkohol und Nikotin. Die Covid-Pandemie hat das Problem offenbar noch weiter befeuert.
Jahr für Jahr seziert der österreichische Drogenbericht - heuer alles in allem 252 Seiten stark - die Suchtproblematik im Auftrag des Gesundheitsministeriums bis ins kleinste Detail. Was sich schon in den vergangenen Jahren abzeichnete, ist nun endgültig klar: Harte Drogen werden zusehends zu einem Problem von Personen, die 35 Jahre und älter sind. Das ist ein Faktum.
Je jünger, so heißt es, umso vernünftiger
„Es zeigt sich eine deutliche ,Alterung‘ der Personengruppe mit risikoreichem Opioidkonsum“, heißt es im Bericht wortwörtlich. Bei problematischem Konsum von Alkohol und Nikotin, der einen beträchtlichen Prozentsatz der Bevölkerung betrifft, sieht es nicht besser aus. Dass Suchtkranke statistisch gesehen immer älter werden, hat zwei Ursachen: Einerseits wirken die zahlreichen Hilfsprogramme und bewahren so viele Menschen vor dem kompletten Absturz oder gar dem Drogentod in jungen Jahren.
Andererseits belegen die Zahlen, dass Junge tatsächlich bewusster und vorsichtiger mit dem Thema umgehen: Von Opiaten über „leichte Drogen“ bis hin zu Alkohol und Nikotin haben die Jungen zwar ungefähr genauso viele „Ersterfahrungen“ wie die Generation ihrer Eltern, kippen jedoch seltener in risikoreiches Verhalten beim Konsum von illegalen oder legalen Drogen. Zum Problem für kommende Jahre könnte allerdings werden, dass der Drogenkonsum der Jungen enorm verzweigt und unüberschaubar wird: Ließ sich illegaler Drogenkonsum früher an einer Handvoll bekannter Substanzen festmachen, dominiert inzwischen eine verworrene Vielzahl an Designerdrogen, Medikamenten, legalen Substanzen und Kombinationen davon.
„Kinder vom Bahnhof Zoo“ sind erwachsen geworden
Das Klischee-Bild vom jungen Drogentoten à la „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ stimmt aber schon lange nicht mehr: Tod durch Überdosierung war zum letzten Mal in den 1990ern ein Jugendproblem. Rund um die Jahrtausendwende war der durchschnittliche Drogentote 25 Jahre alt, heute liegt das Durchschnittsalter bei 35 Jahren.
Bedenklicher Anstieg im Schatten der Pandemie
Dass man sich um die Jugend weniger Sorgen machen muss als noch vor ein paar Jahren, ist die positive Seite des Drogenberichts. Dass der Konsum von harten Drogen - nach Jahren der Entspannung - im Schatten der Covid-Pandemie generell stark gestiegen ist, ist die negative Seite.
Woher der Anstieg kommt, ist (noch) nicht klar - vermutlich zu einem Teil aus der psychischen Belastung durch die Pandemie und zum anderen Teil aus dem Wegfall öffentlicher Kontrollinstanzen und Hilfsprogramme während der Lockdowns und einem allgemeinen Rückzug ins Private.
Geht es um die Gesamtbevölkerung, bleiben die „verheerendsten Drogen“ jedoch Alkohol und Nikotin. 18 Prozent der Bevölkerung rauchen täglich (EU-Schnitt: 15 Prozent). Rückgänge bei Männern werden dabei von vermehrt rauchenden Frauen wettgemacht. Die Jungen zieht es zu Verdampfern und ähnlichen Geräten: In nur einem Jahr haben sich die Verkäufe dieser Produkte vervierfacht. Rauchen - inklusive Passivrauchen - ist insgesamt für jeden sechsten Todesfall in Österreich verantwortlich.
Alkohol als Österreichs größtes Drogenproblem
„Positive Entwicklungen“ vermerkt der Bericht in Sachen Alkoholsucht - mit sinkenden Zahlen schon seit 30 Jahren. Entgegen den Erwartungen gab es auch keinen statistisch messbaren Anstieg in der Pandemie. Noch immer ist Alkoholsucht aber Österreichs Drogenproblem Nummer eins: 15 Prozent der Bevölkerung „trinken in einem gesundheitsgefährdenden Ausmaß“, stellt der Bericht klar. Der statistische Brennpunkt der Alkoholsucht sind Männer um die 50.
Und auch hier sind die Jungen wieder vernünftiger: Nur um rund drei bis sechs Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren muss man sich wegen ihres Alkoholkonsums Sorgen machen.
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