„Leiden unerträglich“
Fünffache Kindermörderin erhielt Sterbehilfe
Die Tat in Belgien vor 16 Jahren schockierte die Welt: Die damals 40-jährige Genevieve Lhermitte schlug ihre fünf Kinder erst bewusstlos und schlitzte ihnen dann mit einem Küchenmesser die Kehle auf. Nun nahm die Kindsmörderin Sterbehilfe in Anspruch - ausgerechnet am Jahrestag des unfassbaren Verbrechens.
Auf den Tag genau 16 Jahre nachdem sie das Leben ihrer Kinder ausgelöscht hatte, wurde Lhermitte für tot erklärt. Sie hatte zuvor Sterbehilfe beantragt - in Belgien ist das zulässig, wenn so beispielsweise einem unerträglichen psychischen Leiden ein Ende gesetzt wird. „Auf diese spezifische Prozedur hat sich Frau Lhermitte berufen“, erklärte ihr Anwalt Nicolas Cohen.
Die Belgierin hatte am 28. Februar 2007 ihre vier Töchter und ihren Sohn in ihrem Zuhause in Nivelles getötet, als der Vater gerade auf Reisen war. Lhermitte hatte nach der Tat versucht, Suizid zu begehen, was ihr allerdings nicht gelang. Die Kinder waren zum Tatzeitpunkt zwischen drei und 14 Jahre alt.
Seit 2019 in psychiatrischer Einrichtung
Für das Verbrechen wurde die Mutter 2008 zu lebenslanger Haft verurteilt - sie versuchte vor Gericht, sich mit psychischen Problemen zu rechtfertigen, um die Strafe abzumildern. Die Geschworenen befanden jedoch, dass sie vorsätzlich und in vollem Bewusstsein gehandelt hatte. 2019 wechselte sie schließlich vom Gefängnis in eine psychiatrische Einrichtung.
Die belgische Psychologin Emilie Maroit stellte gegenüber dem Fernsehsender RTL-TVI eine Vermutung an, warum Lhermitte nach so vielen Jahren nun Sterbehilfe wollte: Es könnte sich dabei um eine verspätete „symbolische Geste an ihre Kinder“ gehandelt haben.
Seit 2002 ist es in Belgien möglich, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. 2022 nutzten offiziell 2966 Menschen dieses Angebot, was laut der zuständigen belgischen Kommission einen Anstieg von fast zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutete. Sterbehilfe wegen schwerem psychischem Leiden kommt jedoch nur relativ selten vor: Jährlich werden rund 20 Fälle registriert.
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