Ein ehemaliger ORF-Manager soll eine Mitarbeiterin sexuell belästigt und gemobbt haben. Die Frau, selbst eine hochrangige ORF-Managerin, zieht nun vor Gericht. Sie fühlt sich von ihrem Arbeitgeber im Stich gelassen und fordert Schadenersatz. Am Küniglberg sieht man dagegen „keinen Anlass für weitere Auseinandersetzungen“, wie es gegenüber krone.at hieß.
Wie die „Presse“ berichtet, soll die Mitarbeiterin, die ihre ORF-Karriere schon vor mehr als 20 Jahren begann, von ihrem ehemaligen Vorgesetzten wiederholt sexuell belästigt worden sein.
Verfahren wurde eingestellt
Zunächst habe sie versucht, die Vorfälle persönlich mit ihm zu klären - ohne Erfolg. Auch bei der ORF-Geschäftsführung erreichte sie nichts. Daraufhin ging sie zur internen Gleichstellungskommission des ORF. Wie die „Presse“ mitgeteilt bekam, wurde das Verfahren wegen fehlender Beweise eingestellt. Mit ihrem Chef konnte die Mitarbeiterin aber nicht mehr arbeiten, sie wurde daraufhin auf eigenen Wunsch versetzt - und verlor damit wichtige Zuständigkeitsbereiche.
Der Vorgesetzte verließ den ORF, die Managerin wollte daraufhin ihren alten Job wieder. Noch unter dem ehemaligen Generaldirektor Alexander Wrabetz sei eine Vereinbarung getroffen worden, dass sie alle früheren Bereiche wiederbekomme, wenn sie im Gegenzug dafür Stillschweigen über die mutmaßlichen Übergriffe bewahre, berichtet die „Presse“.
Weil diese Vereinbarung nicht eingehalten worden sei, klagt die Mitarbeiterin den ORF jetzt auf Schadenersatz. Sie sieht sich bei der Neubesetzung des Postens ihres ehemaligen Chefs wegen ihres Geschlechts benachteiligt.
ORF: „Haben entsprechend reagiert“
Die Rundfunkanstalt widerspricht dieser Darstellung: „Der ORF sieht keine rechtliche Grundlage für die Klage, weil es einen bestehenden Vergleich gibt, der auch eingehalten wird“, zitiert die „Presse“ zudem ORF-Anwältin Katharina Körner-Risak. „Jedem Mitarbeiter/Jeder Mitarbeiterin steht es frei, zur Durchsetzung ihrer Interessen die Gerichte zu bemühen. Aus Sicht des ORF bestand in der gegenständlichen Angelegenheit kein Anlass für eine weitere Auseinandersetzung. Der ORF hat - wie bei Vorwürfen von Mitarbeiter/innen üblich - entsprechend reagiert und zum damaligen Zeitpunkt die Angelegenheit für alle Beteiligten zufriedenstellend gelöst“, heißt es gegenüber krone.at in einem Statement.
Den Vorwurf der Untätigkeit weise man „entschieden“ zurück. Und weiter: „Wir bitten um Verständnis, dass der ORF angesichts des laufenden Verfahrens und zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der Beteiligten keine weitere Stellungnahme abgibt.“
Der Sachverhalt wird ab kommender Woche beim Arbeits- und Sozialgericht Wien verhandelt. Am Freitag, 10. März, sollen laut „Krone“-Recherchen die Klägerin wie auch der Generaldirektor der beklagten Partei, Roland Weißmann, einvernommen werden. Weitere Termine sind geplant, neben anderen ORF-Managern soll auch Ex-ORF-Chef Wrabetz einvernommen werden. Wie die „Krone“ erfuhr, sollen weitere bekannte ORF-Stars als Zeugen aussagen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.