Kriegsverbrechen
Russland finanzierte Horror-Foltergefängnisse
Russland soll in der ukrainischen Stadt Cherson während der Besatzungszeit mindestens 20 Foltergefängnisse betrieben haben. Sie sollen Teil eines ausgeklügelten Plans gewesen sein, mit dem Ziel, die nationale und kulturelle Identität der Ukraine zu zerstören.
Heute ist Cherson befreit - aber die Gräueltaten werden nie in Vergessenheit geraten. Acht Monate lang, vom 2. März bis zum 11. November 2022, war die Stadt unter russischer Besatzung. Mittlerweile konnten mehr als 1000 Zeugenaussagen gesammelt werden, die über russische Foltergefängnisse berichten.
Vom russischen Staat geplant
„Neue Beweise aus dem zuletzt befreiten Cherson zeigen, dass Folterkammern vom russischen Staat geplant und unmittelbar finanziert wurden“, teilte das von der EU, Großbritannien und den USA finanzierte Mobile Justice Team am Donnerstag mit.
Die Folter-Einrichtungen in dem Gebiet, aus dem sich russische Truppen im November zurückgezogen hatten, seien unter anderem vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB und von der russischen Gefängnisbehörde betrieben worden, erklärte die Ermittlergruppe. Mehr als 400 Personen würden vermisst. Das russische Präsidialamt will sich bislang nicht dazu äußern.
Wer landete in den Folterkammern?
In erster Linie wurden Personen in die berüchtigten Gefängnisse gesteckt, die mit den ukrainischen staatlichen Behörden oder der Zivilgesellschaft in Verbindung standen - Aktivisten, Journalisten, Beamte und Lehrer. Auch wurden dort Menschen untergebracht, bei denen man im Zuge von Straßenkontrollen „proukrainisches Material“ auf ihren Handys sichergestellt hatte.
Grausame Methoden
In den Folterkammern seien die Menschen geschlagen und mit Stromschlägen traktiert worden. Zudem habe man Waterboarding angewandt - eine Methode des simulierten Ertränkens, die schwere bis irreversible traumareaktive Erkrankungen hervorrufen kann. Die Gefangenen seien weiters gezwungen worden, prorussische Gedichte und Lieder zu lernen und aufzusagen.
Internationaler Strafgerichtshof in Den Haag ermittelt
Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits im Jänner über Foltereinrichtungen in Cherson aus der Zeit der russischen Besatzung berichtet. Im Zusammenhang mit Kriegsverbrechen in der Ukraine ermittelt auch der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag. Das Mobile Justice Team, das von der Stiftung Global Rights Compliance um den britischen Rechtsanwalt Wayne Jordash gegründet wurde, unterstützt ukrainische Staatsanwälte bei der Ermittlung von Kriegsverbrechen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.