Die 54. Nordischen Ski-Weltmeisterschaften sind Geschichte. Mit dem Sieg des Norwegers Paal Golberg über die 50 Kilometer klassisch im Langlauf gingen sie zu Ende. Österreich blieb Gold wie bei der Alpin-WM in Frankreich verwehrt, mit zwei Mal Silber und fünf Mal Bronze gab es dennoch zahlreiche Medaillen zu bejubeln.
Die „Krone“ blickt zurück auf zwei Wochen im „Tal der Schanzen“ und zeigt die Tops und Flops der WM:
ÖSV-Kombinierer
Erfrischend präsentierte sich das österreichische Kombinierer-Team in Planica. Franz-Josef Rehrl eroberte überraschend Bronze auf der Kleinschanze, Johannes Lamparter auf dem großen Bakken. Letzterer, für den es im Saisonfinish auch noch um den Gesamtweltcup geht, sorgte gemeinsam mit Zimmerkollege Stefan Rettenegger zudem in den Teambewerben groß auf. Sowohl in der Herren-Staffel als auch bei der Mixed-Premiere gab es weitere Bronzemedaillen zu bejubeln.
Eva Pinkelnig & Julia Mühlbacher
Den lautesten Jubelschrei bei der WM gab es von Eva Pinkelnig. Die Vorarlbergerin, im Weltcup voran, sprang auf der Normalschanze zu Silber. Im Team legte sie mit Jacqueline Seifriedsberger, Chiara Kreuzer und Julia Mühlbacher eine weitere Silberne nach. Speziell Letztere sorgte mit ihrer Unbekümmertheit für Aufsehen. „Für mich war Team-Silber die emotionalste Medaille“, zeigte sich auch ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober beeindruckt.
Alexandria Loutitt
Seit 1924 gibt es Nordische Ski-Weltmeisterschaften. Erst bei der 54. Austragung gelang dem kanadischen Skisprung-Team der Sprung aufs Podest. Und dann gab’s gleich Gold für Alexandria Loutitt! „Ich habe daran geglaubt. Außer mir und meinem Team aber wohl keiner“, grinste die selbstbewusste Freundin von ÖSV-Adler Daniel Tschofenig.
Österreichs Trainer im Ausland
Wer Loutitt sagt, muss auch Janko Zwitter sagen. Der Kärntner ist der Trainer der 19-Jährigen und maßgeblich am Aufschwung des kanadischen Skispringens beteiligt. Gold gab es aber auch für Thomas Thurnbichlers Polen. Piotr Zyla verteidigte seinen WM-Titel von Oberstdorf und gewann auf der Normalschanze erneut Gold. Stefan Horngacher durfte mit dem deutschen Mixed-Team einen WM-Titel bejubeln.
Katharina Althaus
Mit dreimal Gold und einmal Bronze avancierte die Deutsche zur erfolgreichsten Athletin in Slowenien. Althaus, die nur 1,55 Meter klein ist, wuchs förmlich über sich hinaus und siegte nicht nur im Einzel auf der kleinen Schanze, sondern auch mit dem deutschen Damen- und Mixed-Team.
Wikinger-Quartett
Immer wieder beeindruckend ist die Dominanz der norwegischen Langläufer und Kombinierer. Jarl Magnus Riiber wurde mit viermal Gold zum König von Planica, Johannes Hösflot Kläbo, Simen Hegstad Krüger und Pal Golberg waren mit je dreimal Gold ebenfalls in bestechender Form.
Schwedens Langlauf-Damen
Durch den Rücktritt von Therese Johaug nach dem vergangenen Olympia-Winter war die Position der besten Langläuferin vakant. Bei der WM traten die Schwedinnen als Team ihre Nachfolge an. Jonna Sundling führte im Sprint einen Vierfacherfolg an, gemeinsam mit Emma Ribom triumphierte sie auch im Teamsprint. Im Skiathlon wie über 30 Kilometer war Ebba Andersson nicht zu schlagen. Bitter: In der Staffel gab es nur Bronze.
Jessie Diggins
Eine zweite Premiere gab es für Nordamerika. Jessica „Jessie“ Diggins bescherte den USA das erste Langlauf-Einzelgold bei einer WM. Die 31-Jährige entschied die 10 Kilometer Freistl zu ihren Gunsten. Zum Drüberstreuen gab es gemeinsam mit Julia Kern auch noch Bronze im Freistil-Teamsprint.
Die ÖSV-Adler
Bronze im Teambewerb verhinderte den ersten „Salto Nullo“ seit 2003. Wirklich glänzen konnten die Skisprung-Herren aber nicht. Stefan Kraft war in toller Form, musste sich in den Einzelbewerben aber mit den Rängen vier und sechs begnügen. Der Rest des Teams hatte keine Chance auf Einzel-Edelmetall. Besonders bitter: Auch im Mixed-Bewerb ging der ÖSV leer aus. „Da hätten wir uns mehr erwartet“, erklärte ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober und führte Windpech und Materialnachteile ins Treffen.
Ticketpreise/Zuschauer
Man darf es den Fans nicht verübeln. Knapp 100 Euro für ein Sitzplatz-Ticket und bis zu 64 für einen Stehplatz - das ist einfach des Guten zu viel! Von 250.000 Fans war vor wenigen Monaten die Rede, 100.000 erhofften sich die Veranstalter dann schon nur noch vor Beginn der Titelkämpfe. Am Ende wurden es nur rund 75.000.
Österreichs Langläufer
Abgesehen von Teresa Stadlober, die nach ihrer Erkrankung im letzten WM-Rennen über 30 Kilometer als Neunte für ein Topergebnis sorgte, waren die heimischen Langläufer einmal mehr weit von der Weltspitze entfernt. Für Aufsehen sorgten sie nur am Mikro - durch Mika Vermeulen, der immer für einen lockeren Spruch zu haben ist, und durch Lisa Unterweger, die scharfe Kritik am ÖSV übte.
Die Eidgenossen
Vorbei ist die nordische Herrlichkeit bei den Schweizern. Simon Ammann hat seinen Zenit längst überschritten, Dario Cologna ist nicht mehr aktiv. Zwar schrieben zwölf Nationen im Medaillenspiegel an, die Eidgenossen waren aber nicht dabei. So gesehen jammern wir Österreicher auf hohem Niveau …
Halvor Egner Granerud
Zehn Weltcupbewerbe entschied der Norweger im Skisprung-Zirkus für sich und führt überlegen den Gesamtweltcup an. Ausgerechnet beim Saisonhighlight lief es für den Wikinger aber alles andere als nach Wunsch. Elfter auf der kleinen, Siebenter auf der großen Schanze. Da waren die Silbernen im Team- und Mixed-Bewerb nur ein schwacher Trost.
Medaillenfeiern
Kurz und bündig, ohne große Emotionen - so liefen die Medaillenfeiern im ÖSV-Quartier ab. Den Mitarbeitern wurden Fahnen in die Hände gedrückt, dazu wurde ein Bierfass angestochen. Große Stimmung kam erst auf, als die Adler in Villach teamintern den 32. Geburtstag von Michael Hayböck feierten.
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