Seit Monaten wird in der Ostukraine heftig um die Stadt Bachmut gekämpft. Die russische Armee und die Söldnertruppe Wagner rücken immer weiter vor. Zuletzt gab es Hinweise auf einen möglichen Rückzug der Verteidiger. Dennoch geht Bruno Hofbauer, Generalmajor des Bundesheers, davon aus, dass Bachmut nicht unmittelbar vor dem Fall steht.
„Es sieht so aus, als ob die Ukraine über die nächsten Tage und Wochen Bachmut noch halten kann“, sagte Hofbauer dem Sender ntv. „Wir haben immer wieder neue Anläufe der russischen Seite gesehen, mit sehr hohen Verlusten, wo ganz, ganz wenig Raumgewinn erzielt werden konnte“, erklärte der österreichische Offizier. Aktuell würden sich die Invasoren bemühen, die Stadt durch eine beidseitige Umfassung einzuschließen. Das Schwergewicht der angreifenden Truppen liege dabei im Norden. „Darauf reagiert die Ukraine und kann auch immer noch reagieren, indem sie Kräfte von außen zuführt“, so Hofbauer.
„Russland fehlt Stoßkraft für Offensive“
Selbst wenn es die Russen bald schaffen sollten, Bachmut einzunehmen, erwartet der Generalmajor keine großangelegte Offensive im Gebiet Donezk. „Sollte Bachmut fallen, gehe ich davon aus, dass, wie in den letzten Monaten auch, wir vermutlich nicht die russischen Kräfte in der Tiefe zur Verfügung haben, die über die Ausbildung, Ausrüstung und Stoßkraft verfügen, um hier tatsächlich dann eine umfassende Offensive vorzunehmen.“
Zuletzt hieß es von Militärbeobachtern, dass Kiew einen Teil seiner Streitkräfte aus der seit Monaten umkämpften Stadt abziehen könnte. „Die ukrainischen Kräfte könnten sich, angesichts der durch Bilder mit Geolocation bestätigten Zerstörung der Eisenbahnbrücke über den Fluss im Nordosten von Bachmut am 3. März, von ihren Positionen am Ostufer des Bachmutka-Flusses zurückziehen“, schrieb das in den USA ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW). Russischen Militärbloggern zufolge nahm die dort kämpfende Söldnertruppe Wagner inzwischen Teile im Osten, Süden und Norden Bachmuts ein.
Russische Vorstöße
Eine offizielle Bestätigung für den Abzug gab es vom ukrainischen Militär bisher nicht. Auf den Lagekarten sind die Gebiete östlich des Bachmutka-Flusses allerdings inzwischen als russisch oder sogenannte Grauzone eingezeichnet. Der ukrainische Generalstab berichtete Montagfrüh in seinem Lagebericht über anhaltende Kämpfe in dem Raum. Beschossen worden seien sowohl die Stadt selbst als auch etliche Vororte von russischer Seite. Am Sonntag seien 95 Angriffe in der Region Bachmut abgewehrt worden, teilte das Militär mit. Zugleich wurden aber auch Vorstöße der russischen Truppen nördlich von Bachmut eingeräumt.
Die Situation in Bachmut und Umgebung ist ziemlich die Hölle, wie auf der ganzen Ostfront.
Ein ukrainischer Kommandant
Wolodymyr Nasarenko, ein ukrainischer Kommandant in Bachmut, erklärte auf Telegram, die Verteidigung halte, auch wenn die Lage kritisch sei. „Die Situation in Bachmut und Umgebung ist ziemlich die Hölle, wie auf der ganzen Ostfront.“ Aber es habe keinen Befehl zum Rückzug gegeben.
Wichtiges Ziel für Russland
Für Russland wäre die Einnahme der Stadt der erste Triumph in einer nach Mobilmachung Hunderttausender Reservisten gefürchteten Winter-Offensive. Bachmut gilt der Regierung in Moskau als strategisch wichtig für die vollständige Eroberung des Donbass - einem der wichtigsten Ziele Russlands in dem vor gut einem Jahr begonnenen Krieg
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