„Verteidigung stärken“

Selenskyj: Bachmut wird nicht aufgegeben

Ausland
06.03.2023 22:45

Die militärische Spitze der Ukraine will nach Angaben ihres Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die seit Wochen heftig umkämpfte Stadt Bachmut im Osten des Landes nicht aufgeben. Er habe den Kommandanten der Einheiten in der Region und den Generalstabschef gefragt, wie dort weiter vorzugehen sei, sagte Selenskyj am Montag in seiner allabendlichen Video-Botschaft.

„Beide Generäle haben geantwortet, man werde sich nicht zurückziehen. Stattdessen wird die Verteidigung gestärkt“, so der ukrainische Präsident. Zuletzt hatte es Hinweise auf einen möglichen Rückzug der Verteidiger gegeben. Einige Beobachter meinen, Kiew könnte einen Teil seiner Streitkräfte aus der seit Monaten heftig umkämpften Stadt abziehen. Das ukrainische Militär erwäge möglicherweise einen kontrollierten Rückzug, hieß es. Der britische Geheimdienst in London ging sogar davon aus, dass die Ukraine strategische Brücken nahe der Stadt zerstören wolle.

Seit dem vergangenen Sommer kämpfen ukrainische und russische Truppen um die ostukrainische Stadt Bachmut, Tausende Soldaten starben bisher in der Schlacht. Inzwischen ist der Ort von drei Seiten umzingelt. Doch ihr Fall hätte eher symbolische als strategische Bedeutung.

Luftaufnahme von Rauch und Zerstörungen während der Kämpfe in der Stadt Bachmut (Bild: AFP)
Luftaufnahme von Rauch und Zerstörungen während der Kämpfe in der Stadt Bachmut

Industriestadt liegt in Schutt und Asche
Seit Monaten andauernder Artilleriebeschuss hat große Teile von Bachmut in Schutt und Asche gelegt und fast alle Bewohner der kleinen Industriestadt zur Flucht gezwungen. Im Kampf um die Stadt schicken die russische Armee und die Söldnertruppe Wagner schlecht ausgebildete Rekruten als „Kanonenfutter“ an die Front. Westliche Quellen schätzen, dass im „Fleischwolf Bachmut“ jeden Tag Hunderte Soldaten verwundet oder getötet werden.

Dabei messen Militärexperten Bachmut nur wenig oder fast gar keine strategische Bedeutung zu. „Der Kampf um Bachmut hat enorme militärische und menschliche Ressourcen verschlungen“, sagt der frühere australische Generalmajor Mick Ryan von der US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS). Dabei sei der Fall der einstigen Industriestadt bedeutungslos, „wenn andere Stellungen halten“.

Symbolische Bedeutung für beide Seiten
Je länger die Schlacht um Bachmut dauerte, desto größer würde allerdings die symbolische Bedeutung der Kleinstadt, in der vor dem Krieg rund 70.000 Menschen gelebt haben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besuchte sie im vergangenen Dezember und sprach damals von der „Festung Bachmut“.

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