„Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten!“, fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund. Der Satz gelte auch in Kärnten, wo die für Frauen zuständige Landesrätin Sara Schaar und AMS-Chef Peter Wedenig vor dem Frauentag Initiativen für Geschlechter-Gerechtigkeit präsentierten.
Bis 16. Februar haben Frauen bei uns quasi gratis gearbeitet - 47 Tage lang. Der „Gender Pay Gap“ (Einkommensunterschied) hat sich zwar von 21,7 Prozent (2015) auf 13 Prozent (2023) verringert, aber der große geschlechtsspezifische Unterschied beim Einkommen liege in Österreich über dem EU-Durchschnitt, so Landesrätin Sara Schaar.
Gründe für diese Einkommensunterschiede
Viele Frauen wählen immer noch traditionelle Berufe mit geringeren Verdienst- und schlechteren Karrieremöglichkeiten. Betreuungspflichten von Kindern oder zu pflegenden Angehörigen und andere unbezahlte Tätigkeiten sind nach wie vor vorwiegend Frauensache, was sie oft in die Teilzeit zwingt.
80 Prozent der Teilzeit-Beschäftigten in Kärnten sind Frauen. Die Folgeerscheinung ist häufig Altersarmut. Der Pensions-Gap, der Einkommensunterschied im Ruhestand, liege bei fast 40 Prozent.
Bei unseren gemeinsamen regionalen Maßnahmen gehen wir in die Bezirke und bringen Frauen, Betriebe, Gemeinden sowie Organisationen zusammen
Sara Schaar und Peter Wedenig
Das Land Kärnten setzt gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) Kärnten zahlreiche Initiativen, um die geschlechtsspezifische Schieflage in die Waage zu rücken und Chancengleichheit voranzutreiben. Gemeinsame Ansatzpunkte von Land und AMS sind beispielsweise das Programm „FiT - Frauen in Handwerk und Technik“ sowie regionale Maßnahmen in enger Kooperation mit Frauen, regionalen Organisationen und Unternehmen.
Erst 40 Prozent Frauenanteil in technischen Berufen
„In der Technik haben wir derzeit einen Frauenanteil von 40 Prozent, aber im Vorjahr konnten wir über FiT 177 junge Frauen und Mädchen für technische Lehrberufe begeistern“, freut sich Wedenig. Das AMS habe vor zehn Jahren mit der Initiative begonnen. Durch FiT erhalten arbeitssuchende Frauen die Möglichkeit, eine Ausbildung in einem handwerklichen oder technischen Bereich zu absolvieren. Es handelt sich um Berufe mit mehr Aufstiegschancen und zumeist mit besserer Bezahlung, z. B. Elektrotechnikerin, Informationstechnologin, Solar- oder Sonnenschutz-Technikerin. Damit werden parallel Akzente in Richtung Fachkräftebedarf gesetzt.
Arbeitsmarkt-Jahr 2022:
Im Jahresschnitt ist die Zahl der arbeitslosen Frauen (- 22,1 %) stärker gesunken als jene der Männer (- 16,1 %).
Die Beschäftigung legte bei Frauen um 2,9 Prozent zu (Männer: + 2,3 %).
Die Frauen-Arbeitslosenquote lag im Vorjahr bei 6,9 Prozent (- 2 %P), jene der Männer bei 7,3 Prozent (- 1,5 %P).
„Die Nachfrage nach Fach- und Arbeitskräften ist hoch, die Lage auf dem Arbeitsmarkt somit für Jobsuchende günstig. Mittelfristig wird sich daran auch nichts ändern“, so AMS-Chef Peter Wedenig am Dienstag. „Diesen Schwung gilt es jetzt zu nutzen, um Frauen noch besser zu unterstützen und in den Arbeitsmarkt zu integrieren - und um damit gleichzeitig auch das Arbeitskräfte-Potential zu heben.“
„Zukunftskonferenzen“
Nach einem Pilotprojekt in Spittal haben heuer bereits drei „Zukunftskonferenzen“ in Wolfsberg, Völkermarkt und Hermagor stattgefunden. Klagenfurt und Villach folgen noch in diesem Jahr. „Ziel ist es, zusammen Maßnahmen zu erarbeiten und umzusetzen, von denen alle Teilnehmenden profitieren sollen und die den unterschiedlichen Gegebenheiten in den Regionen entsprechen. Ganz zentral geht es dabei um regionale Jobs für Frauen, Frauen als potentielle Fachkräfte, um Vereinbarkeit und neue Arbeitszeit-Modelle.“
Neue Wege in der Weiterbildung
Dislozierte Angebote für Wiedereinsteigerinnen sind dem AMS wichtig. Wedenig: „Damit wollen wir auch Personen aus ländlichen Gemeinden Schulungen ermöglichen, die aufgrund von Betreuungspflichten oder mangelnder öffentlicher Anbindung nicht mobil sind. Das geschieht beispielsweise über Online-Angebote oder durch die Zurverfügungstellung von Infrastruktur.“
Mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten, mehr Vollzeitarbeit
„Ein zentraler Schlüssel, um grundsätzlich mehr Frauen Vollzeit-Arbeit zu ermöglichen, ist der Ausbau der Kinderbetreuung samt Öffnungszeiten“, so Schaar. Mit dem Kärntner Kinderstipendium und dem neuen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz, das mit Herbst 2023 in Kraft tritt, seien dafür wesentliche Schritte gesetzt worden. Das Budget für Elementarbildung werde sich im Vergleich zu 2018 nahezu verdoppeln: auf über 90 Millionen Euro.
Mehr als zehn Millionen Euro aus dem ESF
Aber auch die speziell auf Frauen ausgerichteten arbeitsmarktpolitischen Initiativen wie die Zielgruppenstiftung für Frauen oder die Bildungsförderung zielen darauf ab, mehr Frauen in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren und vorrangig Fachkräfte auszubilden. In der neuen Förderperiode des Europäischen Sozialfonds (ESF+) wird zu Frauen und Gleichstellung ein besonderer Förderschwerpunkt gesetzt. Über zehn Millionen Euro fließen bis 2027 aus dem ESF nach Kärnten, das Land kofinanziert mit fünf Millionen Euro. Es gibt eigene Fördercalls zu „Kinderbetreuung4all“ oder „Qualifikation in der Region“, im Rahmen derer bereits mehrere Kärntner Projekte zusammengefasst wurden, um Fördermittel optimal ausschöpfen zu können.
Buntes Programm zum Frauentag
Das Referat für Frauen und Gleichstellung bietet anlässlich des Internationalen Frauentages ein vielseitiges Programm an: Am 8. März wird in Kooperation mit dem Frauenreferat der Stadt Villach ab 19 Uhr zum FEST ins Congress Center Villach geladen. Auf dem Programm das Theaterstück „IDA hat sich tierisch verändert“, es gibt Musik von DJane Simone Dueller. Die traditionellen Frauenfilmtage locken ins Volkskino Klagenfurt (bis 12.3.) und ins Filmstudio Villach (9.-11.3.). Der Eintritt ist bei allen Veranstaltungen frei!
Ebenfalls kostenlos abrufbar ist zwischen 8. März und 8. April eine fünfteilige „Wom-inar“-Serie zum Thema Mut des globalen Frauen-Lauf-Netzwerkes 261 Fearless Inc., das auch in Kärnten als Club 261 aktiv ist. Die deutsche Synchronisation der „Wom-inare“ wurde durch das Referat für Frauen und Gleichstellung gefördert. Info: www.261fearless.org/wominar
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