Täuschend echt
Warum aufblasbare Panzer in den Krieg ziehen
Wenn auf dem Schlachtfeld ein US-Raketenwerfer gesichtet wird, dann kommt er vielleicht aus einer Fabrik in Tschechien - und ist nur eine Kopie. Die Vorteile der Täuschungstechnik liegen auf der Hand. Aufblasbare Kampf- und Schützenpanzer kosten zwischen 10.000 und 100.000 Euro. Die Attrappen können gegnerisches Feuer provozieren und den Feind verleiten, um ein Vielfaches teurere Raketen sinnlos zu verschießen.
In einer Halle in der Grenzstadt Děčín sitzen Näherinnen an Maschinen, um Stoffbahnen zusammenzufügen. Sie arbeiten für die Firma Inflatech, die aufblasbare Attrappen von schweren Militärfahrzeugen herstellt. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat man hier noch mehr Arbeit.
Was einfach aussieht, ist in Wirklichkeit Hightech
Geschäftsführer Vojtěch Fresser: „Wenn man kein Fernglas zur Hand nimmt, kann man aus 150 bis 200 Metern Entfernung nicht mehr unterscheiden, ob es sich um echte Technik oder eine Attrappe handelt.“ Viel wichtiger sei es indes, die Wärme- und Radarsignatur vorbildgetreu nachzuahmen. Wie genau das geschieht, wird nicht verraten - aber es funktioniert.
Panzer wird wie Schlauchboot entfaltet
Zwei seiner Mitarbeiter tragen eine große schwarze Tasche auf den Hof vor dem Firmengebäude. Mit wenigen Handgriffen falten sie eine Kampfpanzerattrappe US-amerikanischer Bauart wie ein Schlauchboot auseinander. Ein Kompressor bläst Luft hinein, schon reckt sich das Gefährt aus Kunstseide in die Höhe. Eine Metallstange gibt der Kanone die nötige Stabilität, während manche Anrainer etwas verwundert dreinblicken.
Von Hüpfburgen zu Kampfpanzern
Angefangen hatte das Unternehmen 2014 als Garagenfirma, die zeitweise auch Hüpfburgen für Kinder herstellte. Geliefert wird an NATO-, EU- und Partnerstaaten. Inzwischen habe die Firma 20 Mitarbeiter - bald sollten es doppelt so viele sein. Für dieses Jahr rechne man mit einem Umsatz von mindestens 150 Millionen Euro. Viel Geld in der strukturschwachen Region.
Fakten
Im Ukraine-Krieg sind aufblasbare Militärfahrzeuge auch auf der russischen Seite bekanntes Know-how zur Täuschung des Gegners. Bereits 2009 berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti über Attrappen von russischen Kampfpanzern der Typen T-72 und T-80, vom Flugabwehrsystem S-300 und Su- und MiG-Kampfjets. Auch strategische Raketensysteme wie Iskander oder Topol-M versucht Moskau demnach mit den Nachbildungen zu schützen.
Russische Militärblogger berichteten, dass es spezielle Einheiten in der russischen Armee gebe, die sich auf solche Täuschungsmanöver spezialisiert hätten. Ende Jänner teilte der ukrainische Generalstab mit, dass die russischen Truppen im Gebiet Saporischschja versuchten, mit aufblasbaren Panzern eine größere Präsenz vorzutäuschen.
Tschechien wichtiger Unterstützer der Ukraine
Im Kampf gegen die russische Invasion zählt Tschechien zu den wichtigen Unterstützern der Regierung in Kiew. Die Liste dessen, was die Regierung in Prag und Rüstungskonzerne bisher an echtem Militärgerät geliefert haben, ist lang: 89 Kampfpanzer, 226 Schützenpanzer, 33 Mehrfachraketenwerfer - und vieles mehr.
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