Die psychische Gesundheit der Wienerinnen und Wiener hat sich vergangenen Jahr deutlich verschlechtert. Das geht zumindest aus einer von den Psychosozialen Diensten (PSD) in Auftrag gegebenen Umfrage hervor. Mehr als ein Drittel der Befragten berichten darin von einer Verschlechterung ihres seelischen Zustandes. Rund 60 Prozent der Teilnehmer schildern zudem Depression-Symptome an einzelnen Tagen sowie Ängste und Erschöpfung.
Die repräsentative SORA-Befragung ist die Dritte nach Umfragen in den Coronajahren 2020 und 2021. Pandemie, Teuerung und Ukraine-Krieg habe die psychosoziale Situation der Bevölkerung deutlich verschärft, so das Fazit der Befragung, an der mehr als 1008 Personen zwischen April und Mai 2022 teilnahmen.
Symptome verschwinden nicht von alleine wieder
„Im Zeitverlauf wird außerdem offensichtlich, dass die aufgestauten Belastungen, die angehäuften Symptome und die zunehmenden Ungleichheiten nicht von alleine wieder verschwinden werden“, sagte Studienautorin Martina Zandonella vom SORA-Institut auf einem Medientermin.
Laut Zandonella berichteten 34 Prozent der Befragten von einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit: Ein besseres Ergebnis als im Jahr 2021 (46 Prozent), jedoch deutlich schlechter als im ersten Jahr der Pandemie (27 Prozent), wie die Wissenschafterin unterstrich. 60 Prozent berichteten in der Studie zudem von Depressionen an einzelnen Tagen, Ängsten und Erschöpfung.
„Wir sitzen nicht alle im selben Boot“
Randgruppen sowie Personen mit bereits vorhanden psychischen Erkrankungen seien dabei besonders betroffen, hieß weiter. Junge Menschen, Frauen, Personen mit Kindern, Arbeitslose und Menschen an der Armutsgrenze seien stärker belastet als andere Bevölkerungsgruppen, so Zandonella. „Wir sitzen nicht alle im selben Boot“, ergänzte Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien. Solche Behauptungen seien schlichtweg falsch, so der Experte. Lochner wies bei dem Termin auch auf die Stigmatisierung von psychisch kranken Menschen hin. So schämte sich laut der Befragung rund ein Drittel aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Hilfe zu suchen.
Georg Psota, Chefarzt des PSD Wien, unterstrich am Montag die Dringlichkeit der Ergebnisse. Bei den Angaben der Teilnehmer handle es sich zwar ausschließlich um Schilderungen, die Ergebnisse „decken sich jedoch mit internationalen ähnlichen Studien“, so Psota.
Corona-Sorgenhotline soll Sorgenhotline werden
Die Stadt Wien will nun das Angebot für Betroffene aufstocken. Geplant ist unter anderem ein Ausbau der bereits bekannten Corona-Sorgenhotline und Weiterführung als Sorgenhotline in mehreren Sprachen sowie eine Aufstockung von ambulanten Angeboten wie dem Home-Treatment.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.