In vier Tagen könnte der letzte Skifahrer über den Kasberg wedeln. In der Region ist die Stimmung am Tiefpunkt. Plan B? Fehlanzeige. Ein „Krone“-Lokalaugenschein zeigt, dass es um mehr geht, als „nur“ ums Skifahren.
Was sollen wir den Gästen sagen, die schon für nächstes Jahr buchen wollen? Im März und April planen wir schon für die kommende Saison. Wir hängen völlig in der Luft!“ – Die Nachricht, dass am 12. März, also in vier Tagen, der letzte Skifahrer über den Kasberg ins Tal wedeln könnte, schockt Skischulbetreiberin Doris Weidinger. Und nicht nur sie ist entsetzt – in der gesamten Region herrscht beim „Krone“-Lokalaugenschein am Dienstag Katerstimmung.
Wenn man das Angebot im Sommer um die Bergbahn erweitert, bedeutet das mehr Gäste in den Sommermonaten.
Astrid Ryba, Jufa-Hotel
Eigentlich war im Jahr 2016 vom Land OÖ beschlossen worden, bis 2026 jedes Jahr eine Million Euro an Verlust auszugleichen. Bedingung: eine langfristige Strategie, die den Ganzjahresbetrieb und die vier Eigentümergemeinden – das sind Scharnstein, Pettenbach, Vorchdorf und Grünau – miteinbezieht.
Würde der Kasberg zusperren, würden in direkter Folge 70 bis 100 Arbeitsplätze in der Region verloren gehen.
Stefan Schimpl, Tourismusverband
Weil bis heute kein Konzept umgesetzt wurde, steigt der Druck. Die Gemeinden befürchten, dass die Kosten für das defizitäre Skigebiet sowie der irgendwann notwendige Abbau der Liftanlagen zum Fass ohne Boden werden könnten. Tenor: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Ohne den Kasberg können wir die Wintersaison vergessen. Andere Skigebiete sind da einfach zu weit entfernt.
Attila Bogdan, Forellenhof
Konzept für Kasberg liegt in der Schublade
Dabei liegt ein fertiges Konzept für den Kasberg bereits in der Schublade – dieses wurde vom Grünauer Christian Silberleithner sowie weiteren Unternehmern dem Land 2019 vorgelegt – und hielt der Wirtschaftsprüfung stand. Darin enthalten waren etwa barrierefreie Zugänge und ein spezielles Familienprogramm.
Entscheidendes Zünglein an der Waage sind zehn Grundeigentümer, die der Strategie vom Ganzjahrestourismus zustimmen müssten. Zwischen Gemeinde und mindestens fünf Eigentümern herrscht derzeit Funkstille (siehe auch Interview links). Dem zuständigen Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner ist die Situation bekannt: „Es wurden bereits viele Gespräche mit den Grundstückseigentümern geführt, die unseres Wissens bisher nicht erfolgreich waren.“ Er hofft auf eine Einigung vor Ort und sichert die Unterstützung des Landes zu: „Klar ist aber, die Zeit drängt.“
Bewohner von Grünau hoffen auf rasche Lösung
In Grünau selbst hält Fleischhauer Reinhold Stadler am Wintertourismus fest. „Es geht doch um mehr als ums Skifahren. Da hängen Hunderte Jobs in der Region dran“, ist er überzeugt. Attila Bogdan, Wirt vom Forellenhof-Wieslmühle, skizziert mögliche Szenarien. Nämlich, wie es ohne Skifahren weitergehen könnte: „Wir brauchen für die gesamte Region einen Plan B.“ Er hält es für denkbar, dass der Wintertourismus am Kasberg ausstirbt und es künftig nur noch Sommertouristen gibt. Im Gespräch mit der „Krone“ spekuliert Jufa-Hotel-Chefin Astrid Ryba bereits damit, im Winter komplett zu schließen.
Eine Garantie, dass alleine der Sommer den Tourismus am Kasberg retten kann, gibt es freilich nicht. Für Wintersportler Johann Humer aus Ungenach steht jedenfalls fest: „Es ist das Skigebiet in meiner Nähe und ich hab’ immer die Saisonkarte. Wenn der Kasberg zusperrt, ist es bei mir mit dem Skifahren aus. “
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