„Verrat an Demokratie“

Kapitol-Angriff: Entrüstung über neue Aufnahmen

Ausland
08.03.2023 07:38

Bisher unveröffentlichte Videoaufnahmen von der Erstürmung des Kapitols am 6. Jänner 2021 durch Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump sorgen nun für gehörigen Wirbel in der US-Politik. Vor allem in der Kritik - auch von republikanischer Seite - steht der rechtspopulistische Fox-News-Moderator Tucker Carlson, der auch schon in der Vergangenheit mit umstrittenen Aussagen aufhorchen ließ. 

Er zeigte in seiner Nachrichtensendung Aufnahmen, die die These einer „friedlichen Demonstration“ untermauern sollen. Sein Fazit: Die bisherige Darstellung sei ein „schwerer Verrat an der Demokratie“. Allein schon die Tatsache, dass der republikanische Mehrheitsführer im Abgeordnetenhaus, Kevin McCarthy, Carlson Zehntausende Stunden an Videomaterial ausgehändigt hatte, sorgte für Wirbel.

Was der Fox-News-Moderator damit nun macht, gießt aber noch reichlich Öl ins Feuer. Carlson behauptet, dass die Demokraten mit ihrem Untersuchungsausschuss zur Erstürmung des Kapitols nur von der Wahrheit hätten ablenken wollen. „Die Aufnahmen zeigen weder einen Aufstand noch einen Aufruhr im Gange“, so Carlson. Vermutlich hätten Bundesagenten die Gewalt angestachelt, behauptete er, ohne dies belegen zu können.

Moderator Tucker Carlson (Bild: AFP/Getty Images/Chip Somodevilla)
Moderator Tucker Carlson

Der Moderator ist dafür bekannt, Verschwörungstheorien sowie offensichtliche Falschmeldungen zu verbreiten und gegen Minderheiten zu hetzen. Seine tägliche Abendsendung verfolgen im Schnitt gut drei Millionen Zuschauer.

„Einer der beschämendsten Stunden im Fernsehen“
Der Chef der Kapitol-Polizei, Tom Manger, nannte Carlsons Zusammenschnitt des Videomaterials, wo unter anderem der als „QAnon-Schamane“ bekannt gewordene Jacob C. zu sehen ist, irreführend (siehe Tweet unten). „Die Sendung wählte zweckdienlich die ruhigeren Momente unserer 41.000 Stunden Videomaterial aus“, kritisierte er in einem internen Memo, das US-Medien vorlag. Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, nannte Carlsons Sendung eine „der beschämendsten Stunden, die wir je im Fernsehen gesehen haben“.

Aber auch Republikaner äußerten sich kritisch. Der Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, wertete es als „Fehler“, dass Fox News die Erstürmung des US-Kapitols auf diese Weise darstellte. „Meiner Meinung nach beschreibt der Chef der Kapitolpolizei korrekt, was die meisten von uns am 6. Jänner aus erster Hand miterlebt haben.“ Der republikanische Senator Mitt Romney nannte Carlsons Sendung „absurd“ und „Unsinn“. Andere Republikaner aus dem Repräsentantenhaus lobten die Sendung hingegen.

U-Ausschuss empfiehlt strafrechtliche Verfolgung Trumps
McCarthy hatte die Zusammenarbeit seiner Partei mit dem Untersuchungsausschuss in der Parlamentskammer zur Kapitol-Attacke sabotiert und die Weitergabe des Videomaterials an Carlson am Dienstag erneut verteidigt. Der Ausschuss hatte die Attacke aufgearbeitet und kurz vor Weihnachten seinen Abschlussbericht vorgelegt, in dem Trump maßgebliche Verantwortung für die Erstürmung des Kapitols zugewiesen wurde. Das Gremium empfahl auch eine strafrechtliche Verfolgung des früheren Präsidenten in mehreren Anklagepunkten. Ob das Justizministerium tatsächlich strafrechtliche Schritte gegen Trump einleiten wird, ist offen, denn die Empfehlung ist rechtlich nicht bindend.

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