Bei den Damen wird es ein Kopf-an-Kopf-Duell zwischen Cate Blanchett und Michelle Yeoh, die den Löwenanteil der Preise für die beste Hauptdarstellerin auf dem Weg zu den 95. Oscars am 12. März gewonnen haben. Ähnlich knapp wird es bei den Herren. Brandon Frasers Sieg bei den SAG Awards ist ein starkes Zeichen dafür, dass ein Oscar folgen könnte - wenn da nicht Austin Butlers Hüftschwung wäre.
Im Jänner gewann Cate Blanchett bei den Critics Choice Awards für ihre Rolle als fiktive Chefdirigentin der Berliner Philharmoniker in Todd Fields fantastischem MeToo-Drama „Tár“ den Preis für die beste Hauptdarstellerin. Sie nutzte die Gelegenheit, um in ihrer Rede Kritik an solchen Preisverleihungen zu üben. Es sei „äußerst willkürlich, angesichts der großartigen Leistungen aller nominierten Frauen“, meinte sie. „Warum sagen wir nicht einfach, dass es eine ganze Reihe von weiblichen Performances gibt, die miteinander konzertieren und im Dialog stehen? Und stoppt das im Fernsehen übertragene Pferderennen!“, so Blanchett.
Geht Oscar an Blanchett oder Yeoh?
Hollywoods „Pferderennen“, wie die australische Schauspielerin es nannte, ist jedoch wieder voll im Gange, und die Wetten stehen gut, dass die 53-Jährige ihren dritten Oscar mit nach Hause nehmen wird. Sie hat in dieser Award-Saison fast jeden wichtigen Preis gewonnen, unter anderem den BAFTA und den Golden Globe, aber angesichts ihrer Reden in den vergangenen Wochen setzt sie sich eindeutig dafür ein, dass eine andere Schauspielerin gewinnt, oder besser gesagt, sie versucht, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um den Preis Michelle Yeoh zuzuspielen.
Die Malaysierin gewann kürzlich den SAG Award, den Preis der Schauspielgewerkschaft in Los Angeles. Letztes Jahr wiederholten sich alle vier SAG-Award-Einzelgewinner bei den Oscars, was bedeutet, dass die Zeichen gut für die 60-jährige Schauspielerin stehen. Yeoh, in Asien schon seit den 1980ern ein Megastar, hat mit ihrer Rolle der chinesischen Agentin in „James Bond 007 - Der Morgen stirbt nie“ 1997 den internationalen Durchbruch geschafft.
Erste Oscar-Nominierung für Yeoh
In der Science-Fiction-Komödie „Everything Everywhere All at Once“ von Dan Kwan und Daniel Scheinert spielt sie eine Waschsalonbesitzerin, die von einem Paralleluniversum zum nächsten hüpft und verschiedene Versionen von sich selbst spielt. Für viele in der Branche wäre es eine längst überfällige Würdigung der Schauspielerin. Es ist ihre erste Oscarnominierung und die erste für eine Asiatin in dieser Kategorie.
Blanchett und Yeoh haben bisher die meisten Preise unter sich aufgeteilt. Außerdem für einen Oscar nominiert ist Ana de Armas (34) für ihre Verkörperung von Marilyn Monroe im Netflix-Drama „Blonde“. Neben der kubanisch-spanischen Darstellerin schaffte es die englische Schauspielerin Andrea Riseborough (41) nach einer umstrittenen Social-Media-Kampagne für ihre Rolle als alkoholkranke Mutter im Indie-Film „To Leslie“ ins Rennen. Michelle Williams (42) erhielt ihre fünfte Nominierung für „Die Fabelmans“. Sie spielt Mitzi Schildkraut-Fabelman, die Mutter des Buben, dessen Figur auf Steven Spielberg selbst basiert.
Spannung auch beim besten Schauspieler
Spannend wird es auch bei den Männern. Austin Butler und Brandon Fraser geben sich seit Monaten die Klinke in die Hand. Fraser war schon früh einer der Favoriten, nachdem er bei Herbstfestivals für die Rolle eines sterbenden, übergewichtigen, homosexuellen Lehrers in Darren Aronofskys Drama „The Whale“ mit Standing Ovations belohnt wurde.
Der 54-jährige Schauspieler, der um die Jahrtausendwende mit dem Abenteuerfilm „Die Mumie“ zum Star wurde, war lange in einem Karriereloch verschwunden - bis jetzt. Hollywood liebt ein gutes Comeback, und Frasers menschliche Darstellung und seine bewegenden Preisreden machen ihn zum potenziellen Gewinner.
Oscar für Butler als Elvis?
Hollywood liebt auch eine große, glitzernde Künstlerbiografie. Austin Butlers engagierter Hüftschwung als legendärer King of Rock‘n‘Roll in Baz Luhrmanns „Elvis“ war für viele einer der Höhepunkte des Jahres 2022 - und das, obwohl Tom Hanks den Film fast in das Gebiet einer unangenehmen Parodie brachte. Der 31-jährige Butler hat Fraser als bester Dramaschauspieler bei den BAFTAs und den Golden Globes besiegt, aber Fraser schlug Butler bei den Critics Choice Awards und bei den SAG Awards.
Auch wenn einer der beiden den Oscar mit nach Hause nehmen wird, so stehen sie immer noch einer würdigen Konkurrenz gegenüber. Colin Farrell (46) hat sich in der Tragikomödie „The Banshees of Inisherin“ mit seiner fantastischen Darstellung eines irischen Mannes in einer existenziellen Krise selbst übertroffen.
Die überraschendsten Siege für den besten Hauptdarsteller wären, wenn es Paul Mescal (27) und Bill Nighy (73) gelänge, sich durchzusetzen. Paul Mescals vielschichtige Darstellung eines alleinerziehenden jungen Vaters in „Aftersun“ ist sehr bewegend. Bill Nighys Rolle in „Living“ als todkranker Angestellter ist eine der besten Leistungen seiner langen Karriere. Interessanterweise sind alle fünf zum ersten Mal in der Kategorie Bester Hauptdarsteller nominiert.
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