„Kein Wendepunkt“
NATO befürchtet Fall von Bachmut in wenigen Tagen
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat am Mittwoch am Rande von Beratungen mit EU-Verteidigungsministern erklärt, er befürchte, dass die seit Monaten schwer umkämpfte Stadt „in den nächsten Tagen fällt.“ Zuvor hat der Gründer der russischen Söldnertruppe Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, erklärt, man haben den Ostteil der Stadt erobert.
Der Fall der Stadt wäre nach Stoltenbergs Worten zwar „kein Wendepunkt“ im russischen Angriffskrieg, es zeige aber, „dass wir Russland nicht unterschätzen sollten und wir die Ukraine weiter unterstützen müssen“, sagte Stoltenberg in Stockholm. Militärexperten messen Bachmut ohnehin nur wenig oder fast gar keine strategische Bedeutung zu. Der Fall der Stadt sei bedeutungslos, „wenn andere Stellungen halten“, so der frühere australische Generalmajor Mick Ryan von der US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS).
Das Washingtoner Institute for the Study of War (ISW) hatte bereits am Dienstagabend auf Twitter berichtet, dass russische Einheiten hätten - nach einem kontrollierten ukrainischen Rückzug - wahrscheinlich den östlichen Teil von Bachmut erobert. Allerdings bezweifelt das ISW, dass Russlands Armee die Einnahme der Stadt auch für weitere Vorstöße wird nützen können.
Laut Angaben von unabhängigen Militärbeobachtern gibt es einige Indizien, die auf eine Aufgabe des Ostteils von Bachmut hindeuteten. Die Verteidiger hätten dort ohnehin nur noch einen kleineren Brückenkopf gehalten. Der Fluss Bachmutka, der durch die Kleinstadt fließt, könnte den Verteidigern nun als natürliche Barriere dienen, um weitere russische Angriffe aus dieser Richtung zu erschweren, heißt es.
Kiew will „Festung Bachmut“ weiter halten
Die auf russischer Seite dort agierende Truppe Wagner hat Bachmut inzwischen von Osten, Norden und Süden eingekreist. Trotzdem will Kiew die „Festung Bachmut“ weiter halten, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache am Dienstagabend erneut betonte.
Industriestadt liegt in Trümmern
Seit Monaten andauernder Artilleriebeschuss hat große Teile von Bachmut in Schutt und Asche gelegt und fast alle Bewohner der kleinen Industriestadt zur Flucht gezwungen. Im Kampf um die Stadt schicken die russische Armee und die Gruppe Wagner schlecht ausgebildete Rekruten als „Kanonenfutter“ an die Front. Westliche Quellen schätzen, dass im „Fleischwolf Bachmut“ jeden Tag Hunderte Soldaten verwundet oder getötet werden.
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