Mitte Jänner landeten acht Hunde im Tierheim Vösendorf, nachdem Tierschützer auf eigene Faust einen Weiterverkauf verhinderten - allerdings ohne vorab die Behörden zu informieren. Die „Krone“ berichtete. Die Tierecke hat die Schützlinge nun in ihrer Quarantänestation besucht.
Eng kuscheln sich die Geschwister zusammen und suchen Schutz unter einer Liege. Erst nach und nach trauen sie sich hervor und schnuppern vorsichtig an der Redakteurin. Kein Wunder - einen Großteil ihres erst kurzen Lebens verbrachten die Welpen isoliert in einem Quarantäne-Zimmer im Tierschutzhaus Vösendorf.
Fragliches Geburtsland
Tierheim-Leiter Stephan Scheidl klärt auf: „Ihre Herkunft konnte von den Behörden nicht lückenlos geklärt werden. Sie könnten auch aus einem Land kommen, wo Tollwut ein Thema ist. Daher verordnete der Amtstierarzt einige Wochen strenge Quarantäne, wir dürfen nur mit Mundschutz und Handschuhen zu den Tieren. Kontakt zur Außenwelt haben sie in dieser Zeit nicht.“
Großer Aufholbedarf
Die fünf Chihuahas und die beiden Havaneser-Welpen sind bereits mit vier oder fünf Wochen von ihrer Mutter getrennt worden. Bereits das wirkt sich negativ auf die Entwicklung der Tiere aus. Durch die lange Zeit in Isolation haben sie von der Außenwelt noch nichts mitbekommen, prägende Eindrücke wie Regen, Schnee, Autohupen und andere Hunde sind ihnen noch völlig fremd.
Frühling in Freiheit
„Sie sind nun nicht mehr in der ganz strengen Quarantäne. Ich hoffe, dass der Amtstierarzt uns bald die Erlaubnis erteilt, mit ihnen rauszugehen und ihnen die Umwelt näherzubringen. Es wartet viel Arbeit auf uns, damit wir die Hunde letztendlich auch vermitteln können.“ so der Tierheim-Leiter.
Kein Vertrauen zu Menschen
Letztlich werden die Kleinen hoffentlich rasch aufholen und einen guten Platz finden. Anders sieht es für Malteser-Hündin „Dori“ aus. Auch sie sollte mit den anderen aus dem Kofferraum heraus auf einem Parkplatz den Besitzer wechseln. Hier hätte man wohl auf das „Mitleid“ der potenziellen Käufer gesetzt, denn die Hündin ist bereits älter, gesundheitlich angeschlagen und überhaupt nicht zugänglich. „Seit sie hier ist, geht sie kaum aus ihrer Box raus. Ich glaube, wir Menschen sind bei ihr unten durch. Ich weiß nicht, ob sie jemals wieder Vertrauen aufbauen wird“, so ihre Pflegerin Jasmin Sutterlüti.
Die Käufer sollten auch mehr in die Pflicht genommen werden und Geldstrafen erhalten.
Maggie Entenfellner, „Krone“ Tierecke
Endloser Kampf
Es ist nur eine Geschichte von vielen, die meisten bleiben im Verborgenen. Der Boom an Hunden und Welpen aus dem Internet reißt nicht ab, täglich scheinen neue Inserate für Rassehunde zu Dumpingpreisen auf einschlägigen Verkaufsplattformen auf. „Krone“-Tierecke-Chefin Maggie Entenfellner engagiert sich seit Jahren für mehr Aufklärung: „Nur dadurch kann man bei den Menschen Bewusstsein dafür schaffen, dass ein Hundekauf auf einem Parkplatz unseriös ist. Die Käufer sollten auch mehr in die Pflicht genommen werden und Geldstrafen erhalten.“
Tierheim im Dauereinsatz
Im Tierschutzhaus in Vösendorf häufen sich die Fälle von illegalem Welpenhandel. Die Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins Madeleine Petrovic fordert ebenfalls mehr Aufklärung und dringende Maßnahmen. In ihren Augen tragen auch auf den ersten Blick vermeintlich verlässliche Züchter zu dem Problem bei, denn obwohl das Tierschutzgesetz eine Zuchtbewilligung vorsieht, verrät der Blick ins Detail, dass aktuell bereits nur eine kurze schriftliche Meldung mit wenigen Eckdaten genügt, um eine Zucht legal anzumelden.
Leichtes Spiel für böse Absichten
Es wird nämlich weder behördlich überprüft, ob die Tiere angemessen versorgt werden und keinen Qualzuchtmerkmalen entsprechen, noch woher die Welpen stammen und wohin sie verkauft werden. Mit Leichtigkeit könnten daher legal angemeldete Zuchten illegal importierte Welpen in ihr Verkaufsangebot integrieren, zum Beispiel um mehr Tiere pro Wurf anzubieten und damit höhere Gewinne zu erzielen.
Es muss mehr getan werden
„Wir fordern daher endlich eine bessere Kooperation der Behörden mit Tierschutzorganisationen, geprüfte Zuchtbewilligungen und eine Schwarze Liste für Personen, die bereits gegen das Tierschutzgesetz verstoßen haben!“, so Tierschützerin Petrovic.
Wer den Wiener Tierschutzverein und die Schützlinge im Tierheim Vösendorf mit einer Spende unterstützen möchte, kann das hier tun:
IBAN: AT19 6000 0000 0171 7000
BIC: BAWAATWW
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