Erste Kontrollflüge über das Wiener Stadtgebiet bringen Gewissheit über traurige Bilanz: Licht im Wert von 200 Millionen Euro dürfte sinnlos ins Weltall geschickt werden
Schön ist sie ja, die Wiener Kulisse bei Nacht. Doch hinter den zig Millionen Lichtern steckt leider eine traurige Wahrheit, denn die Lichtverschmutzung in der Bundeshauptstadt nimmt bereits erschreckende Ausmaße an. So reicht die veritable Lichtkuppel der Metropole bereits bis zum Ötscher im niederösterreichischen Südwesten - und das auch schon seit vielen Jahren. Im langwierigen Kampf um eine dunklere Nacht in der Großstadt rüstet aber nun ein Team von Wissenschaftern auf und sorgt mit Dutzenden Messungen vom Helikopter aus für viel Wirbel in der Expertenszene.
Vor allem die Repräsentationsbeleuchtungen an Bürotürmen & Co. werden immer heller, und die Lichtspirale dreht sich immer stärker. Der Wurstelprater ist aber auf jeden Fall der neue Hotspot in der Stadt geworden.
Astronom Günther Wuchterl
Die Lage ist trotz aller Bemühungen verzwickt: „Prinzipiell muss schon auch gesagt werden, dass die Öffentliche Beleuchtung um einiges besser geworden ist. Die neuen LED-Lampen strahlen nach unten und sind höchst effizient. Leider gibt es aber auch einige Minuspunkte zu verteilen. Vor allem die Repräsentationsbeleuchtungen an Bürotürmen & Co. werden immer heller, und die Lichtspirale dreht sich immer stärker. Der Wurstelprater ist aber auf jeden Fall der neue Hotspot in der Stadt geworden“, erklärt Astronom Günther Wuchterl im Gespräch mit der „Krone“. Der Chef der Kuffner Sternwarte zog bereits im Jahr 2016 eine eher durchwachsene Bilanz seiner vorangegangen Kontrollflüge, geändert hat sich trotz seiner Warnungen aber nur wenig.
Satte 200 Millionen Euro strahlen direkt ins Weltall
Nach wie vor wird, laut den Berechnungen von Wuchterl, Lichtenergie im Gegenwert von mindestens (!) 200 Millionen Euro sinnlos ins Weltall geschickt. Zwar sind die aktuellen Messungen noch nicht ganz beendet - eine Umrundung am Stadtrand fehlt noch - doch der Ruf nach rechtlichen Konsequenzen wird immer lauter.
„Es braucht dringend eine Genehmigungspflicht für private und öffentliche Lichtquellen. Es darf einfach nicht sein, dass jeder seinen Nachbarn mit noch stärkeren Lampen in den Schatten stellen kann - und das ohne Folgen“, so der Wissenschafter weiters. Die Auswirkungen auf den Nachtschlaf und die generelle Gesundheit der Wienerinnen und Wiener dürften nämlich enorm sein: Die nachhaltige Störung von Schlafrhythmus oder Hormonhaushalt sowie Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht gehen nämlich oftmals mit den „vielen schönen Lichterln“ einher.
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