US-Geheimdienste gehen davon aus, dass Russlands Präsident Wladimir Putin im Krieg gegen die Ukraine auf Zeit spielen dürfte. In absehbarer Zeit seien nämlich auch keine großen Gebietsgewinne zu erwarten, doch das Eskalationsrisiko sei groß.
„Putin spekuliert höchstwahrscheinlich darauf, dass die Zeit zu seinen Gunsten arbeitet und dass die Verlängerung des Krieges, einschließlich möglicher Kampfpausen, sein bester verbleibender Weg sein könnte, um schließlich die russischen strategischen Interessen in der Ukraine zu sichern - selbst wenn dies Jahre dauern sollte“, sagte US-Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines bei einer Anhörung im Senat in Washington.
Militärische Ziele immer bescheidener
Man gehe zwar nicht davon aus, dass sich das russische Militär in diesem Jahr noch ausreichend erholt, „um größere Gebietsgewinne zu erzielen“, der Kremlchef verstehe inzwischen aber vermutlich die Grenze besser, was sein Militär erreichen könne, weshalb er sich vorerst auf bescheidenere militärische Ziele konzentriere.
Allerdings gehe Kreml-Chef Wladimir Putin höchstwahrscheinlich davon aus, dass die Zeit auf seiner Seite sei. Daher könne er den Krieg verlängern, um „Russlands strategische Interessen in der Ukraine“ zu sichern. Laut Haines kann es während dem Konflikt auch „potenzielle Pausen“ geben.
Hohe Verluste, kaum Gebietsgewinne
Ein markantes Beispiel für die mangelnde Durchschlagskraft der russischen Armee ist etwa die Schlacht um die Stadt Bachmut. Seit rund neun Monaten versuchen russische Truppen das Gebiet an sich zu reißen - und muss dabei selbst massive Verluste hinnehmen. Doch selbst die nun wohl kurz bevorstehende Einnahme dürfte nur wenig an der Frontlinie ändern.
Die Befestigungen westlich von Bachmut, einschließlich der Städte Konstantiniwka, Kramatorsk und Slowjansk, würden einem russischen Vormarsch noch mindestens mehrere Monate lang standhalten. Kramatorsk ist etwa dreimal so groß wie Bachmut und war bisher das Hauptquartier der ukrainischen Streitkräfte im Donbass.
Putin scheut Konflikt mit NATO
Den US-Einschätzungen zufolge will Russland keine direkte Konfrontation mit den USA oder der NATO - gänzlich ausschließen lasse sich das Risiko aber trotzdem nicht, wie der US-Sender CNN unter Berufung auf ein US-Geheimdienstdokument berichtet. Bislang habe die russische Führung jedoch keine Handlungen begangen, die den Konflikt über die Grenzen der Ukraine ausweiten würden, so der Bericht.
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