„Alarmierende Zahlen“

Alle 5 Minuten verunfallt in Österreich ein Kind

Leben
09.03.2023 13:27

Im Vorjahr sind in Österreich wieder deutlich mehr Kinder verunfallt als im Corona-Jahr 2021. Laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) starben 22 Kinder bei Unfällen. Insgesamt 109.700 Null- bis 14-Jährige wurden so schwer verletzt, dass sie im Spital behandelt werden mussten. Somit verunfallte alle fünf Minuten ein Kind. 75 Prozent der Unfälle passieren im Haushalt und in der Freizeit.

Das KFV fordert auf politischer Ebene eine konkrete Zuständigkeit für Kindersicherheit, derzeit gebe es keinen Verantwortlichen, dadurch besteht die Gefahr, dass „niemand wirklich zuständig ist“, so Geschäftsführer Christian Schimanofsky.

„Die Zahlen sind alarmierend“, so Schimanofsky. Im Vorjahr mussten mehr als 300 Kinder jeden Tag nach Verletzungen im Krankenhaus behandelt werden, alle zweieinhalb Wochen stirbt ein Kind an den Folgen eines Unfalls. Im Corona-Jahr 2021 gab es laut KFV noch 95.300 Verletzte unter 15 Jahren. 

22 Mädchen und Buben unter 15 Jahren starben 2022 bei Unfällen
Unfälle gehören zu den höchsten Gesundheitsrisiken für Kinder. „Während kleine Verletzungen bei Spiel und Sport zur Entwicklung eines Kindes dazugehören, sind jene Unfälle, bei denen Kinder aufgrund mangelnder Sicherheitsmaßnahmen sterben oder bleibende Schäden davontragen, besonders bestürzend“, sagte Schimanofsky. 22 Mädchen und Buben unter 15 Jahren starben 2022 bei Unfällen. Davon kamen 13 Kinder im Straßenverkehr ums Leben, fünf ertranken, zwei starben bei einem schweren Sturm in Kärnten und je ein Kind wurde bei einem Rodel- bzw. einem Unfall in der Landwirtschaft getötet.

Irland weist bei Kinderunfällen den niedrigsten Wert auf
Beim Thema Kindersicherheit rangiert Österreich im aktuellsten EU-Vergleich mit einer Inzidenz von 18 tödlich verletzten Kindern auf eine Million Einwohner an zehnter Stelle (Eurostat 2023; Durchschnitt 2017-2019, EU-27, Aufbereitung KFV). Das ist zwar unter dem EU-Durchschnitt (Inzidenz 23), aber immer noch deutlich über Irland, dem Land, welches den niedrigsten Wert aufweist.

Viele Eltern können sich Schwimmkurse nicht leisten. (Bild: ©nitinai2518 - stock.adobe.com (Symbolbild))
Viele Eltern können sich Schwimmkurse nicht leisten.

Drei Viertel der Unfälle passieren zu Hause und in der Freizeit
„Wir rechnen damit, dass im nächsten Monat schon Fensterstürze und Ertrinkungsfälle stattfinden“, so Schimanofsky. Neben einem eigenen Kinderschutzministeriums fordert das KFV einen Aktionsplan, mit dem Maßnahmen zur Prävention von Kinderunfällen in das Regierungsprogramm aufgenommen und vor allem umgesetzt werden.

Als Beispiel: 2022 sind in Österreich fünf Kinder ertrunken, heuer schon zwei, zuletzt ein fünfjähriges Mädchen in einer Therme, dennoch gibt es kein flächendeckendes Angebot an Schwimmkursen. Diese sind für viele - sofern überhaupt vorhanden - nicht leistbar. In einzelnen Bundesländern gibt es bereits ein Gratis-Angebot. 

(Bild: stock.adobe.com)

Besonders großer Handlungsbedarf im Straßenverkehr
Hier starben im Vorjahr sechs Kinder bei Pkw-Unfällen, vier als Fußgänger und je ein Kind am Fahrrad, E-Scooter und Moped. „Für Kinder ist die Situation im Straßenverkehr unerträglich“, bekräftigte der Experte. Autos sind zu schnell unterwegs, die Infrastruktur nur auf Erwachsene ausgelegt, außerdem gibt es beispielsweise kein Raumangebot, um überhaupt beispielsweise Radfahren lernen zu können. 

„Erfolge durch gezielte Präventionsarbeit sind möglich. Eine dramatische Trendwende zeichnet allerdings das Jahr 2019. In diesem Jahr wurden bei Verkehrsunfällen sogar so viele Kinder getötet, wie schon sehr lange nicht mehr. Dieser Negativtrend wurde einzig durch die Corona-Pandemie gebremst, 2023 ist die Fortsetzung des Negativtrends wieder deutlich prognostizierbar.

Fakten

Kommt es tatsächlich zu einem Unfall, muss Erste Hilfe geleistet werden. „Trauen Sie sich zu helfen, das einzige, was man falsch machen kann, ist nichts zu tun“, appellierte Georg Schuster vom Bildungszentrum des Österreichischen Roten Kreuz. Die Maßnahmen bleiben die gleichen, sowohl beim Sturz vom Wickeltisch, als auch beim Sturz mit dem Fahrrad. „Ansprechen, kontrollieren, ob das Kind noch atmet, schauen, dass die Atemwege frei sind, auf die Seite drehen und den Notruf 144 wählen“, sagte der Experte. Er empfiehlt auch spezielle Erste-Hilfe-Kurse für Kindernotfälle.

Fragt man die Kinder nach ihren Wünschen zur Verbesserung ihrer Lebensqualität und Sicherheit, sind sie sich einig: Der Wunsch nach mehr Sicherheit im Straßenverkehr und sicheren Plätzen, um freier spielen zu können, steht ganz oben auf der Wunschliste aller durch die Eltern befragten Kinder.

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(Bild: kmm)



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