Die große Mehrheit der Beschäftigten entscheidet sich nicht freiwillig für eine Teilzeit-Stelle - fehlende Rahmenbedingungen sowie Unternehmen, die überwiegend Teilzeit-Stellen ausschreiben, spielen eine wichtige Rolle. So war in manchen Branchen 2022 jeder dritte Job nur Teilzeit.
„In diesen Branchen können somit bei Weitem nicht alle Beschäftigten Vollzeit arbeiten. Vor allem in Branchen mit einem hohen Anteil an weiblichen Beschäftigten ist der Anteil an offenen Stellen in Teilzeit überdurchschnittlich hoch. Knapp acht von zehn Beschäftigten in der Gesundheitsbranche sind Frauen, mehr als ein Drittel der offenen Stellen sind hier nur in Teilzeitoption ausgeschrieben“, rechnete Jakob Sturn, Ökonom am Momentum Institut, vor.
Er betonte: „Wenn nur ein Viertel der Teilzeitkräfte freiwillig in Teilzeit arbeitet, dann liegt das Problem nicht bei den Anreizen, sondern bei den Rahmenbedingungen. Wirksame Arbeitsmarktpolitik muss also dort ansetzen.“
Nachteile bei Teilzeit sind groß
Teilzeitkräfte hätten jedenfalls eine Reihe finanzieller Benachteiligungen. „Die Pensionsansprüche sowie alle einkommensabhängigen Sozial- und Versicherungsleistungen, das Arbeitslosengeld, die Notstandshilfe oder das Kinderbetreuungsgeld fallen für Teilzeitbeschäftigte deutlich geringer aus als für Vollzeitbeschäftigte“, gibt Sturn zu bedenken.
Und er wies darauf hin, dass es insbesondere Gutverdienenden gelinge, ihre Wunscharbeitszeit gegenüber den Arbeitgebern durchzusetzen. „Sie konnten auch ihre Teilzeitquote am stärksten steigern. Folgerichtig verzeichnet den größten Anstieg der Teilzeitquote Beschäftigte der reichsten 20 Prozent. Diese Einkommensschicht verdient bereits sehr gut, finanzielle Anreize dürften hier kaum Wirkung entfalten. Die von Arbeitsminister Martin Kocher diskutierte finanzielle Schlechterstellung von Teilzeitkräften könnte in diesem Einkommenssegment also nicht unbedingt zur Ausweitung der Arbeitszeit führen“, glaubt Sturn.
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