Nach der schwersten russischen Angriffswelle seit einiger Zeit macht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Druck auf die westlichen Staaten. Es brauche weitere Sanktionen, um die fatalen Angriffe eindämmen zu können - auch das größte Atomkraftwerk Europas sei vom Raketenhagel betroffen gewesen, so seine Argumentation. Bei dem Schlag, der vor allem die Energieversorgung treffen sollte, dürften laut Ukraine auch Hyperschallraketen zum Einsatz gekommen sein.
Nach den ersten ertönenden Sirenen in den frühen Morgenstunden herrschte am Donnerstag über viele Stunden hinweg Luftalarm in der gesamten Ukraine. Wie die örtlichen Behörden schließlich mitteilten, hat die Angriffswelle insbesondere Energieanlagen getroffen - neben Kiew klagten daraufhin auch die Regionen Charkiw im Osten sowie Odessa im Süden des Landes über Stromausfälle.
Kiews Militär-Verwaltungschef Serhij Popko teilte mit, die Russen hätten bei den Angriffen auch die Hyperschallrakete „Kinschal“ eingesetzt.
Selenskyj: Russen nutzen Atomanlagen für „Terror“
Es müsse mehr Druck auf Russland geben, erklärte Selenskyj in seiner am Donnerstagabend in Kiew verbreiteten allabendlichen Videobotschaft. Dabei kritisierte er auch, dass durch einen Raketenschlag das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja erneut zeitweilig vom Stromnetz abgekappt war. „Das ist eine kritische Situation“, so Selenskyj. Russland könne deshalb in der atomaren Sphäre kein verlässlicher Partner mehr sein.
„Das bedeutet, je schneller Russlands Nuklearindustrie Ziel von Sanktionen ist, desto sicherer wird die Welt sein. Einem Terrorstaat kann nicht erlaubt werden, Atomanlagen irgendwo in der Welt für Terror zu benutzen“, sagte Selenskyj mit Blick auf Saporischschja. Die Atommacht Russland baut und betreibt in zahlreichen Ländern nukleare Kraftwerke (etwa auch in Ungarn).
Ausfälle bei Strom, Heizung, Wasser
Der ukrainische Staatschef beklagte, dass Russland mit seinen Angriffen auf die zivile Infrastruktur am Donnerstag teilweise Ausfälle bei der Versorgung mit Strom, Heizung und Wasser in einigen Regionen und Städten verursacht habe. Es seien auch sechs Menschen getötet worden, sagte Selenskyj. Am schwierigsten sei die Lage in Charkiw und in der Region Schytomyr westlich von Kiew.
„Es ist nicht einfach in Odessa, im Gebiet Dnipropetrowsk, in Kiew und in Saporischschja. Reparatureinheiten, Ingenieure, lokale Behörden, die zentralen Dienststellen - jeder wird so lange arbeiten, bis die Energieversorgung der Städte und Regionen wiederhergestellt ist“, sagte er. „Egal wie heimtückisch Russlands Handlungen sind, unser Staat und die Menschen werden sich dennoch nicht in Ketten legen lassen. Weder Raketen noch russische Abscheulichkeiten werden dabei helfen“, sagte Selenskyj.
Von der Leyen sagt Unterstützung zu
Der Staatschef informierte auch über ein Telefonat mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die der Ukraine einmal mehr Unterstützung zugesichert habe. Demnach forderte Selenskyj bei dem Gespräch auch die Ausweitung der Sanktionen gegen Russland. Zugleich betonte er einmal mehr, dass er schon heuer den Beginn der Beitrittsverhandlungen für eine EU-Mitgliedschaft der Ukraine erwarte.
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