Kiew braucht 2 Monate
Ukrainische Frühjahrsoffensive in Warteschleife
Während die Frequenz der russischen Raketenangriffe wegen Munitionsmangels abnimmt, kann auch die Ukraine die Gunst der Stunde kaum nutzen. Die eigentlich schon bald erwartete Gegenoffensive hängt nämlich auch in der Warteschleife fest - es müssten zunächst ausreichend Reserven gebildet werden, wie der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak am Freitag erklärte. Er spricht von einer Verzögerung von bis zu zwei Monaten.
„Wir müssen den Nachschub an schweren Artilleriegeschossen von 155 Millimeter Kaliber und weitreichenden Raketen erhöhen“, so Podoljak gegenüber der italienischen Zeitung „La Stampa“. Unabhängige Militärexperten hatten zuvor einen früheren Zeitpunkt für möglich gehalten.
Flugzeuge, Panzer, Raketenabwehr
Den Bedarf an Panzerfahrzeugen, um weitere besetzte Gebiete zu befreien, bezifferte Podoljak auf 400 bis 500. Eine ähnliche Zahl hatte in der Vergangenheit Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj genannt. Zudem sind laut Podoljak Kampfflugzeuge notwendig, um ballistische Raketen abzufangen und den Luftraum zu kontrollieren. Zur Stoßrichtung der geplanten Gegenoffensive machte der 51-Jährige keine Aussage.
Gleichzeitig habe Russland nur wenige Optionen für eigene Offensivaktionen. „Die aktiven feindlichen Offensivaktionen werden in Richtung Bachmut, Wuhledar, Lyman und Soledar weitergehen“, prognostizierte Podoljak.
Russland: „Alles läuft nach Plan“
Parallel dazu bereitet sich Russland auf einen ukrainischen Vorstoß in Richtung der 2014 annektierten Halbinsel Krim vor. „Es läuft alles nach Plan“, versicherte der vom Kreml eingesetzte Chef der Region, Sergej Aksjonow, in einem Interview der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Dabei seien Erfahrungen der aktuellen Kampfhandlungen berücksichtigt worden.
„Wir gehen untypisch, asymmetrisch, vor“, sagte der 50-Jährige. Satellitenbilder hatten ausgebaute Befestigungslinien an den Landengen zur Halbinsel offengelegt. Zudem sind ähnlichen Aufnahmen zufolge auch bereits Gräben an Stränden der Halbinsel ausgehoben worden. Man gehe von rund 40.000 ukrainischen Soldaten aus, die sich bereits in diesem Bereich konzentriert hätten, meldete Ria Nowosti.
Russische Truppen verlagert
Nach Einschätzung der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) dürfte sich Russland möglicherweise auch darauf vorbereiten, die militärische Offensive um die Frontstadt Wuhledar im Osten der Ukraine wieder aufzunehmen. Darauf deutete die Verlagerung von Truppen im Gebiet Donbass hin, schrieb das ISW in einem am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Bericht. Zudem gebe es Hinweise auf Bitten um die Aufstockung von Munition in diesem Abschnitt der Front.
Anhaltende Probleme bei der Beschaffung von Nachschub - sowohl bei den Truppen als auch der Munition - könnten die russischen Streitkräfte aber daran hindern, tatsächlich vorzurücken, hieß es weiter. So schicke die russische Armee einen Großteil der verfügbaren Artilleriemunition momentan an ihre Truppen in Bachmut. Der seit Monaten umkämpften Stadt droht die Einschließung. Als strategisch wichtige „Festung“ im Gebiet Donezk wird sie aber weiter von ukrainischen Streitkräften verteidigt.
Zunehmend weniger Raketenangriffe
Die Frequenz russischer Raketenangriffe auf die Ukraine dürfte nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten abnehmen. Das ging aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London am Freitag hervor.
Demnach gehen Moskau die Raketen aus. Ein Hinweis dafür sei, dass bei der jüngsten Welle an Raketenschlägen am Donnerstag eine Auswahl von verschiedenen Geschossen zum Einsatz kam, die teilweise zweckentfremdet wurden.
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