Politisches Tauwetter
Saudi-Arabien und Iran: Zurück zur Diplomatie
Der Iran und Saudi-Arabien wollen nach jahrelangem Konflikt ihre diplomatischen Beziehungen wiederherstellen. In einem ersten Schritt wollen sich die Außenminister der rivalisierenden Länder treffen. Demnach unterzeichneten hochrangige Regierungsvertreter in China eine entsprechende Übereinkunft. Die beiden Länder ringen in der Nahost-Region um politischen und militärischen Einfluss.
Im Dialog wollen Riad und Teheran Differenzen beilegen, hieß es in der Mitteilung der saudischen Staatsagentur SPA. Beide Staaten verständigten sich darüber hinaus auf die Wiedereröffnung der Botschaften innerhalb von zwei Monaten.
Weltpolitisch brisant
Beim Außenminister-Treffen soll zudem über einen Aufbau von Handelsbeziehungen und eine Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen gesprochen werden. Die Wiederannäherung der beiden Regionalmächte ist auch weltpolitisch brisant, gilt Saudi-Arabien doch als Verbündeter der USA, während der Iran enge Beziehungen zu Russland und China unterhält.
Chance auf Ende des Bürgerkriegs im Jemen?
Beobachtern zufolge könnte sich die Übereinkunft positiv auf die Bemühungen zur Beendigung des jemenitischen Bürgerkriegs auswirken. Dieser wird nämlich weithin als Stellvertreterkrieg von Riad und Teheran angesehenen. Die schiitischen Houthi-Rebellen werden vom Iran unterstützt, die jemenitische Regierung von einer saudisch geführten Militärkoalition. Der Chefverhandler der Houthi-Rebellen, Mohammed Abdulsalam, begrüßte die Wiederannäherung der beiden Regionalmächte am Freitag. Die Region benötige eine Wiederaufnahme „normaler Beziehungen“ zwischen den Ländern.
Kontakte wurden 2016 gekappt
Das sunnitische Saudi-Arabien und der mehrheitlich schiitische Iran unterhielten in den vergangenen Jahren keine diplomatischen Beziehungen. Riad hatte die offiziellen Kontakte mit Teheran im Jänner 2016 gekappt, als Reaktion auf einen Angriff iranischer Demonstranten auf die saudische Botschaft im Iran. Ausgelöst wurden die Proteste durch die Hinrichtung des prominenten schiitischen Geistlichen Scheich Nimr al-Nimr in Saudi-Arabien. Ihre Rivalität trugen die beiden Staaten in vergangenen Jahren auch bei militärischen Konflikten in der Region aus, etwa im Jemen.
Im vergangenen Jahr näherten sich beide Seiten auf diplomatischer Ebene vorsichtig an. Im Irak fanden mehrere Gesprächsrunden mit iranischen und saudischen Vertretern statt, die sich vor allem um Sicherheitsfragen drehten. Irans einflussreicher Politiker Ali Shamkhani, Sekretär des Sicherheitsrats, war Berichten zufolge in den vergangenen Tagen wieder für Gespräche in Bagdad. Neben dem Irak hatte auch der Oman eine Rolle als Vermittler gespielt.
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