„Okay, einen schönen Tag noch.“ Sprach‘s und wandte sich vom Reporter ab, um zum nächsten zu gehen. Mikaela Shiffrin brach am Tag ihres großen Triumphs das Sieger-Interview mit dem Schweizer Fernsehen ab. Bestens gelaunt, allerdings. Alles halb so wild.
So oft sei sie in jüngerer Vergangenheit auf die magische Zahl 86 angesprochen - also jene Zahl, die ihr den Rekord an Weltcupsiegen bescheren sollte. Am Samstag war‘s in Aare tatsächlich so weit. Shiffrin knackte Stenmarks Rekord und mauserte sich zur Größten aller (bisherigen) Zeiten.
„Wann folgt Nummer 87?“
Damit sind die unsäglichen Fragen nach ihrer Siegesanzahl endlich vorbei. Dachte Shiffrin. Bis sie zum Interview mit dem SRF kam. Denn der dortige Moderator und Interviewer Lukas Studer ging‘s besonders gefinkelt - und vor allem unterhaltsam und liebenswürdig an. Er wünsche ihr alles Gute für die nächsten Rennen, sagte er und meinte weiter. „Die nächste Frage wäre also ...“ Kaum ausformuliert, fiel ihm Shiffrin lächelnd und durchaus selbstironisch schon ins Wort: „No, no!“ Studer ließ sich aber nicht beirren: „Wann folgt Weltcup-Sieg Nummer 87?“ Woraufhin Shiffrin sich schmunzelnd empört gab, „noch einen schönen Tag“ wünschte und abrauschte. Unvergrämt, witzig, entspannt.
„Unglaublich“
Shiffrin hatte zuvor im Riesentorlauf von Aare Geschichte geschrieben. Am Ort, wo sie im Dezember 2012 ihr erstes Rennen auf Weltcup-Stufe gewonnen hat, egalisierte die Amerikanerin die Bestmarke von 86 Weltcup-Siegen des Schweden Ingemar Stenmark. „Incomprehensible“, nicht fassbar, und „incredible“, unglaublich, sei es, sagte Shiffrin in TV-Interviews. „Als Jugendliche hätte ich nie gedacht, irgendwann im gleichen Satz wie Stenmark genannt zu werden.“
Unzählige Male war sie in den vergangenen Wochen, ja Monaten auf den Rekord angesprochen worden. Den Fokus zu bewahren sei daher nicht einfach gewesen, gestand Shiffrin am Freitag. „Ich habe versucht, nicht zu sehr an die Zahl 86 zu denken. Heute hat es aber ganz gut geklappt. Ich dachte: ‘Es passiert, wenn es passiert‘, und konzentrierte mich einzig auf mein Rennen.“
Mit dem Erfolg gewann Shiffrin, deren Sieg im Gesamt-Weltcup bereits feststand, ihre zweite kleine Kristallkugel in dieser Saison. Ein erklärtes Ziel von ihr, da sie viel Wert darauf legt, beständig auf hohem Niveau zu fahren. Die Slalom-Kugel hatte Shiffrin bereits vor der WM Ende Jänner fixiert - zum bereits siebenten Mal.
Kreis schließt sich
Als Wunderkind war Mikaela Pauline Shiffrin, geboren am 13. März 1995 in Avon, Colorado, im Ski-Weltcup aufgeschlagen. 17 Jahre, 9 Monate und 7 Tage war sie alt, als sie am 20. Dezember 2012 ihren ersten Weltcupsieg feierte. In Aare, so schließt sich der Kreis.
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