Protest in Holland

Radikale Bauern planen „größte Demo aller Zeiten“

Ausland
11.03.2023 08:22

Die Niederlande wappnen sich am Samstag für einen großen Protest von Bauern und Bürgern. Zehntausende Menschen wollen in Den Haag unter anderem gegen geplante Umweltauflagen für die Landwirtschaft protestieren. Die radikale Bauernorganisation „Farmers Defence Force“ rief zur „größten Demo aller Zeiten“ auf.

Diesmal soll es nicht nur um Proteste gegen Umweltauflagen gehen. Rechtspopulistische Parteien, allen voran Rechtsaußen Geert Wilders, wollen das Podium nutzen, um zum Widerstand gegen die Regierung aufzurufen. Außerdem mobilisierte die Bewegung der früheren Corona-Gegner „Samen voor Nederland“ (Gemeinsam für die Niederlande) ihre Anhänger.

Sorge vor Gewalt ist groß
Im Gegenzug kündigten auch die radikalen Klimaschützer von Extinction Rebellion eine Protestaktion in Den Haag an. Sie wollen einen Autobahnzubringer blockieren. Ihnen gehen die Maßnahmen zum Klimaschutz nicht weit genug. Bei den Behörden ist die Sorge vor Gewalt groß. Im vergangenen Jahr protestierten Bauern wochenlang im ganzen Land. Sie blockierten mit Traktoren Autobahnen, legten Brände oder schütteten Müll, Mist und Asbest auf Straßen. Sie bedrohten außerdem Politiker vor ihren Privatwohnungen.

Blockade einer wichtigen Autobahnabfahrt nahe Eindhoven im Sommer 2022 (Bild: APA/AFP/ANP/ROB ENGELAAR)
Blockade einer wichtigen Autobahnabfahrt nahe Eindhoven im Sommer 2022

Anlass für die Bauern-Proteste sind die angekündigten Auflagen zum Schutz der Naturgebiete. Die Mitte-Rechts-Koalition von Premier Mark Rutte will den Stickstoff-Eintrag bis 2030 drastisch reduzieren. Auslöser für diese Entscheidung war ein Urteil des höchsten Gerichts im Jahr 2019. Die Maßnahmen könnten das Ende für etwa 30 Prozent der Höfe bedeuten, schätzt die Regierung.

Landwirte könnten enteignet werden
Die Eigentümer von rund 3000 Höfen, die in der Nähe von bedrohten Naturgebieten die Böden am meisten belasten, sollen zum Verkauf bewegt werden oder zumindest zur drastischen Reduzierung des Viehbestandes. Aber auch Enteignungen werden nicht ausgeschlossen. „Wir haben keine Wahl“, sagte die für Stickstoff-Politik zuständige Ministerin Christianne van der Wal. „Die Natur kann nicht warten.“

Trinkwasser muss teuer aufbereitet werden
In den Niederlanden sind Grundwasser und Böden stark belastet. Überschüssiger Stickstoff aus landwirtschaftlichen Quellen gelangt als Nitrat in Grund- und Oberflächengewässer und als Ammoniak und Lachgas in die Luft. Letzteres trägt als hochwirksames ⁠Treibhausgas⁠ zur Klimaerwärmung bei. Wird überschüssiger Stickstoff durch Regen aus dem Boden gewaschen, gelangt er als Nitrat ins Grundwasser. Die Folge: Um daraus Trinkwasser zu gewinnen, muss das Wasser teuer aufbereitet werden. Hauptverursacher sind in den Niederlanden Viehbetriebe. Und der Agrar-Sektor ist riesig, einer der größten Exporteure der Welt.

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