Die Linken-Politikerin Sarah Wagenknecht und die Feministin Alice Schwarzer haben mit ihrem „Manifest für den Frieden“, in welchem sie Verhandlungen mit Russland fordern, gehörig Staub aufgewirbelt. Unter anderem wurden sie als „Putin-Versteherinnen“ gegeißelt. „Krone“-Kolumnist Robert Schneider hat für die Position der beiden aber durchaus Verständnis.
Dass sich die deutsche Linke im Russland-Ukraine-Krieg an ihr ureigenstes Anliegen erinnert, nämlich den Pazifismus, hat man nicht mehr für möglich gehalten. Die Friedensengel sind wieder auferstanden, und zwar in der Gestalt zweier Damen, die jede für sich genommen, ein ganzes Leben lang polarisiert haben. Die deutsche Politikerin (PDS, Die Linke) Sarah Wagenknecht und die Feministin und Publizistin Alice Schwarzer. Ihr „Manifest für den Frieden“, das zwischenzeitlich von über 700.000 Menschen unterzeichnet wurde und die Demonstration am Brandenburger Tor, erregten ein spektakuläres mediales Aufsehen. Wieso eigentlich? Wo doch eh klar ist, wer der Böse ist und wer der Gute? Oder doch nicht?
Eines scheint sich jedenfalls immer mehr herumzusprechen, dass nämlich Selenskyj alles und jeden nervt mit seinen täglich erhobenen Forderungen nach immer mehr härteren und effizienteren Waffen. Im Manifest von Wagenknecht/Schwarzer heißt es: „(...) Präsident Selenskyj macht aus seinem Ziel kein Geheimnis. Nach den zugesagten Panzern fordert er jetzt auch Kampfjets, Langstreckenraketen und Kriegsschiffe - um Russland auf ganzer Linie zu besiegen? (...)“
Für solche Sätze musste sich Wagenknecht als „Putin-Versteherin“ beschimpfen lassen. Naiv sei sie, hieß es, weil sie ein Plädoyer für Verhandlungen mit Russland erhebe. So ein Plädoyer haben vor knapp einem Jahr schon Papst Franziskus und der 99-jährige Henry Kissinger gehalten. Aber das passte eben nicht in die gegenwärtige Empfindung von Gut und Böse. Man verzieh den alten Herren diese Entgleisung. Schwarzer und Wagenknecht wird nicht verziehen. Besonders eine völlig ins bürgerliche Lager abgesunkene und sich ganz verloren habende Partei wie die Grünen verzeihen das nicht. Dabei steht in dem „Manifest für Frieden“ ein ungemein kluger Satz: „Verhandeln heißt nicht kapitulieren.“
Fraglich ist allerdings, ob Putin oder Selenskyj so viel Geist haben wie diese beiden mutigen Damen vor dem Brandenburger Tor.
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