Lange war das Geburtshaus des Volksschauspielers Alexander Girardi in Graz vom Abriss bedroht, jetzt soll es zu einem Haus der Kultur werden. Die „Krone“ kennt alle Details.
Er war ein Superstar der Jahrhundertwende, ein Hut ist nach ihm benannt, eine Rostbraten-Variante, und diverse Straßen tragen seinen Namen: Alexander Girardi war der wohl größte österreichische Volksschauspieler an der Wende zum 20. Jahrhundert. Geboren wurde der Meister der leichten Muse am 5. Dezember 1850 als Sohn eines Schlossermeisters in Graz, und zwar in der Leonhardstraße 28. Sein Vater sah ihn für das Schlosserhandwerk vor, doch die Liebe zum Schauspiel setzte sich durch. Er übte heimlich das Singen und trat einer Laiengruppe bei. Von da an begann sein Siegeszug auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Girardi wurde zur Kultfigur einer ganzen Epoche, bis zu seinem Tod am 20. April 1918 glänzte er in Operettenrollen, das Publikum liebte ihn ebenso wie die Theaterkritiker.
Stadt haucht Gebäude neues Leben ein
Sein Geburtshaus in der alten Vorstadt verfiel im Laufe der Zeit zusehends, 2003 schloss der bei Studenten beliebte Girardikeller seine Pforten. Es drohte der Abriss. Ex-Bürgermeister Siegfried Nagl entschied sich für die Wiederbelebung - für Irritation sorgte jedoch, dass der Baurechtsvertrag lediglich auf 35 Jahre (Zins: 5000 Euro jährlich) abgeschlossen wurde.
Jetzt macht die Stadt Nägel mit Köpfen und haucht dem altehrwürdigen, aber heruntergekommenen Gebäude wieder neues Leben ein. Die „Krone“ war beim Lokalaugenschein mit Beteiligungsstadtrat Manfred Eber, dem Rektorenteam der Kunstuniversität Graz mit Georg Schulz, Constanze Wimmer und Marie-Theres Holler sowie dem Gebäude- und Baumanagement (GBG) dabei und erhielt erstmals Einblick in die Pläne und den Fahrplan zur Neueröffnung des denkmalgeschützten Hauses.
Haus bekommt Konzert- und Theaterbühne
Und das sind die Details zum Groß-Bauvorhaben: Das Häuser-Ensemble aus dem 16. Jahrhundert wird um viel Geld - budgetiert sind 2,4 Millionen Euro - saniert. Die Gewölbe bleiben im Urzustand erhalten, die Mauern müssen verstärkt werden, die alten Stiegen werden abgerissen, die Technik wird komplett erneuert. Es werden Sanitäranlagen sowie ein Lift installiert, um über den Hof barrierefrei ins Haus zu gelangen.
Das künstlerische Konzept kann sich europaweit sehen lassen: Mit im Boot ist nämlich, wie oben erwähnt, die benachbarte Kunstuni, die das historisch bedeutsame Gebäude von der Stadt Graz mietet. „Unsere Studierenden sollen es leiten und kuratieren. Dafür brauchen sie eine Ausbildung im Kulturmanagement. Es soll ein Haus für alle werden“, erklären Rektor Schulz und die Vizerektorinnen Wimmer und Holler.
Girardis Geist soll lebendig bleiben
So viel sei bereits verraten: Das Girardihaus soll sich in ein Konzerthaus zum Üben verwandeln sowie ein fixes Klavier und Theaterbühnen erhalten. Ein klassisches Museum für den Volksschauspieler ist nicht vorgesehen, allerdings soll Girardis Geist in den musikalischen Darbietungen der Studenten - angepasst an die heutige Zeit - lebendig gehalten werden. „Es wird auch wieder ein Lokal am alten Ort des Girardikellers geben - mit Getränken und Snacks“, berichtet KPÖ-Politiker Eber. Derzeit feilen Architekten und Denkmalschützer noch an den Konzepten, der Baubeginn soll dann im Herbst erfolgen. Das Eröffnungskonzert des Girardihauses neu ist für Oktober 2024 geplant!
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.