Den zuletzt krisengebeutelten Tiroler Grünen steht am kommenden Samstag in Telfs eine wegweisende Landesversammlung ins Haus. Der in die Kritik geratene Klubobmann Gebi Mair geht dabei aufs Ganze und kandidiert für die Position des Landessprechers, aller Voraussicht nach als einziger. Mair will den Mitgliedern eine „schonungslose Analyse“ sowie eine „klare Aussage“ zu seiner „persönlichen Zukunft und jener der Grünen“ liefern.
Wo seine persönliche Schmerzgrenze bzw. Prozentlatte beim Ergebnis für die Wahl zum Landessprecher der Neo-Oppositionspartei liegt, wollte der grüne Frontmann im Gespräch mit der APA nicht nennen. Er habe aber „selbstverständlich“ eine solche für sich definiert, so Mair.
Mair wahrscheinlich einziger Kandidat
Die Bewerbungsfrist für Kandidaturen war bereits am vergangenen Wochenende abgelaufen. Dass Mair tatsächlich der einzige Kandidat ist, gilt zwar als überaus wahrscheinlich, ist aber noch nicht hundertprozentig fix. Denn es besteht eine grüne Besonderheit, die lautet, dass ein Bewerber oder eine Bewerberin theoretisch auch noch bei der Landesversammlung seine oder ihre Kandidatur anmelden kann.
Parteiintern soll es einige Spekulationen bzw. Gerüchte geben, dass Nationalratsabgeordnete Barbara Neßler in letzter Minute eine Kandidatur bekanntgeben könnte. Neßler selbst meinte dazu, dass sie „zum jetzigen Zeitpunkt die Landessprecher-Wahl nicht öffentlich kommentieren“ wolle. „Auch wenn es derzeit bei anderen Parteien gelebte Praxis ist, sich Interna öffentlich auszurichten, bleibe ich dem Grundsatz treu, solche Dinge intern zu kommunizieren“, erklärte die 32-jährige Abgeordnete und Tourismussprecherin, die innerparteilich ein sehr gutes Standing haben soll.
Mair wird sich Hearing stellen und Rede halten
Steigt Mair allein in den Ring, wird dessen künftiges Standing und wohl auch seine persönliche politische Zukunft vor allem davon abhängen, ob sich die Anzahl der Streichungen in Grenzen hält und er eine beträchtliche Prozentmehrheit auf sich vereinen kann. Und auch davon, wie viele Mitglieder zu der Versammlung erscheinen. „100 bis 150“ würden erwartet, hieß es aus der Landespartei.
Man habe „Nachholbedarf“, auch was die Struktur betrifft, räumte Mair ein. So sei es bisher etwa nicht ausreichend gelungen, schlagkräftige Strukturen in allen Bezirken auf die Beine zu stellen. Nachholbedarf bestehe auch darin, neue und junge Leute „zur bestehenden Gruppe“ hinzuzugewinnen. Es brauche jedenfalls eine „Öffnung und Verbreiterung“, auch was die Vernetzung mit NGOs und Bürgerinitiativen betreffe.
Bei den Grünen in Tirol rumort es
Nach der Landtagswahl im vergangenen Herbst mit Spitzenkandidat Mair waren die Grünen nach fast zehn Jahren Regierungsbeteiligung auf der Oppositionsbank gelandet. Bei der Wahl fuhr man ein Minus von 1,5 Prozentpunkten (Ergebnis: 9,2 Prozent) ein und musste den Verlust eines Mandates hinnehmen. Spätestens seitdem rumort es, auch teils öffentlich, gehörig. Mair sah sich zuletzt parteiintern auf Bezirksebene mit öffentlichem Gegenwind konfrontiert. Mangelnde Führungskompetenz, Kommunikation und Transparenz waren ihm vorgeworfen worden.
Noch mehr drunter und drüber geht es in Innsbruck. Dort ist Bürgermeister Georg Willi politisch schwer angeschlagen, zuletzt befand er sich wegen eines bekannt gewordenen Sondervertrages für die Ex-Personalamtsleiterin der Stadt im Fadenkreuz. Im vergangenen November hatten zudem drei Grün-Gemeinderäte für einen Paukenschlag gesorgt, waren aus der Fraktion ausgetreten und hatten einen eigenen Klub gegründet.
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