Julian Hessenthaler, der als „Ibiza-Detektiv“ berühmt geworden war, befindet sich wieder auf freiem Fuß: Nach seiner Verurteilung vor rund einem Jahr trägt er nun eine Fußfessel und geht auch wieder einer Beschäftigung nach, erklärte sein Rechtsanwalt Oliver Scherbaum.
Hessenthaler wurde am Montag in Begleitung seines Anwalts bei einem Prozess am Wiener Landesgericht gesehen. Es ging um eine versuchte Bestimmung zur falschen Zeugenaussage (davon spricht man, wenn ein Täter nur die Tendenz der gewünschten falschen Aussage festlegt, deren Einzelheiten aber dem Zeugen überlässt; Anm.) im parlamentarischen Ibiza-Untersuchungsausschuss. Der Drahtzieher des Ibiza-Videos war als Zuhörer erschienen. Sein Anwalt erklärte, sein Klient habe „vor wenigen Wochen“ die Fußfessel erhalten und habe „aus Interesse“ an der Verhandlung teilgenommen. Hessenthaler selbst wollte vorerst keine Stellungnahme abgeben.
Bedingte Entlassung nach Verbüßung von zwei Dritteln der Strafe
Hessenthaler war im März vergangenen Jahres wegen Kokainhandels und Urkundenfälschung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Dieses Urteil ist rechtskräftig, sämtliche dagegen eingebrachten Rechtsmittel sowie Enthaftungsanträge wurden von der Justiz abgelehnt. Verhaftet worden war Hessenthaler bereits im Dezember 2020 in Berlin, anschließend wurde er an Österreich ausgeliefert und in U-Haft genommen, wie sein Anwalt erklärte. Anfang April habe er jedenfalls zwei Drittel seiner Strafe verbüßt gehabt und wäre damit zur bedingten Entlassung angestanden.
Die heimische Rechtsordnung sieht die Anrechnung der U-Haft auf gerichtlich verhängte Freiheitsstrafen vor. In Österreich ist das gerichtliche Verfahren um das Suchtgift-Delikt damit erledigt. Scherbaum betonte aber, dass man eine Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) vorbereite.
Bekannt wurde er aber wegen einer anderen Angelegenheit: Hessenthaler soll das „Ibiza“-Video produziert haben, das den damaligen FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache und den seinerzeitigen FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus in einer Villa auf Ibiza im Gespräch mit einer vermeintlichen Oligarchen-Nichte zeigt.
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