Probleme früh erkennen

Stille Gefahr: Herzstillstand beim Leistungssport

Gesund Aktuell
13.03.2023 17:00

Nach wie vor sterben junge, als gesund geltende Sportler an plötzlichem Herztod. Wodurch es dazu kommen kann und wie Vorsorgeuntersuchungen im Vereinssport Todesfälle verhindern sollen.

Wer bei der Fußball-Europameisterschaft 2021 das Gruppenspiel Dänemark gegen Finnland gesehen hat, kann sich noch gut an den Moment erinnern, in dem der dänische Mittelfeldspieler Christian Eriksen auf dem Spielfeld zusammengebrochen ist und nach einem Herzstillstand wiederbelebt werden musste. In diesem Fall ist noch einmal alles gut gegangen. Dieses Glück blieb Kameruns Nationalspieler Marc-Vivien Foé im Jahr 2003 verwehrt. Für den damals 28-Jährigen kam jede Hilfe zu spät, er starb vor laufenden Kameras an einem plötzlichen Herzstillstand.

Untersuchung schon vor Beginn mit Vereinssport
„Nach wie vor kommen im Profisport auf 100.000 Sportler pro Jahr ca. 0,75 Todesfälle“, erklärte Dr. Andrea B. Rosskopf, muskuloskelettale Radiologin am Medizinisch Radiologischen Institut (MRI) in Zürich (CH) im Rahmen des diesjährigen europäischen Radiologiekongresses (ECR) Anfang März in Wien. Um beim Spitzensport einen plötzlichen Herztod zu vermeiden, ist rechtzeitige Vorbeugung wichtig. 

„Wenn junge Menschen mit einem Vereinssport beginnen oder vorhaben, sich vermehrt sportlich zu betätigen, sollten sie sich im Vorfeld auch sportmedizinisch untersuchen lassen. Zu diesen Basisuntersuchungen gehören unter anderem EKGs und Lungenfunktionstests. Werden beim EKG Auffälligkeiten entdeckt, dann kommen die Kardiologen mit Herz-Ultraschall oder wir Radiologen mit Herz-MRT, also Herz-Magnet-Resonanz-Tomographie, ins Spiel“, berichtet Rosskopf.

Vor allem Leistungssportler, aber auch ambitionierte Hobbyathleten sollten ihr Herz überprüfen lassen. (Bild: Photographee.eu/stock.adobe.com)
Vor allem Leistungssportler, aber auch ambitionierte Hobbyathleten sollten ihr Herz überprüfen lassen.

Herzanpassung oder krankhafte Veränderung?
Bei professionellen Athleten kommt es durch den erhöhten Sauerstoffbedarf im Gewebe und die massive Kraftanstrengung häufig zu einer „übungsinduzierten Herzanpassung“. Man nennt dieses Phänomen auch Sportlerherz. Die Herausforderung bei den betreuenden Ärzten liegt nun darin, dieses von krankhaften Veränderungen, die ähnlich aussehen können, zu unterscheiden. Im MRT lassen sich Herzkranzgefäße, die ein wenig anders verlaufen, Herzmuskelentzündungen oder verschiedene strukturelle Veränderungen der Herzmuskulatur – sogenannte Kardiomyopathien – aufdecken, die unerkannt zum Tod des Spitzensportlers führen können.

Implantierter Defibrillator statt Karriereende
Wird bei Spitzensportlern ein solches Krankheitsbild diagnostiziert, führt dies entweder dazu, dass der Sportler keinen Spitzensport mehr machen kann oder es gibt eine andere Lösung. Wie im Fall Christian Eriksen, indem ein Defibrillator implantiert wird, der den plötzlichen Herztod bei Kammerflimmern verhindern soll, wie die Expertin weiter ausführt.

Knochenbrüche durch Überlastung vermeiden
Sportmedizinische und radiologische Vorsorgeuntersuchungen im Vereinssport können nicht nur Herzprobleme, sondern auch Überlastungsverletzungen aufdecken. Vor allem bei Leichtathleten und Läufern kommen Stressreaktionen in Mittelfußknochen, Schienbein und Becken - sprich den unteren Extremitäten - sehr häufig vor.

„Mithilfe von MRTs können wir den Schweregrad solcher Stressreaktionen bestimmen. Dies hilft dem Sportarzt abzuschätzen, wie lange ein Sportler pausieren muss“, so die Radiologin. „Denn erleidet ein Sportler einmal eine Überlastungsverletzung, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, wieder eine zu bekommen. Wird auf die Überbeanspruchung nicht reagiert, führt dies im schlimmsten Fall zum Knochenbruch, den man natürlich vermeiden möchte.“

Medizinische Checks im Spitzensport längst Standard
„Ein wichtiger Trend ist daher, dass der Spitzensportler nicht zum Radiologen, sondern der Radiologe zum Spitzensportler kommt,“ erklärt Dr. Rosskopf. Bei Sportgroßereignissen wie den Olympischen Spielen gibt es standardmäßig im olympischen Dorf schon MRT-, CT- und Ultraschallgeräte, die den Athleten kurze Wege sowie schnelle Diagnosen ermöglichen.

In Deutschland gehören bei den Top-Fußballvereinen medizinische Check-Ups unmittelbar auf dem Trainingsgelände mittlerweile zur Routine. „Sobald sich ein Spitzensportler verletzt, ist hier im Nebengebäude schon alles für die Untersuchung und schnelle Diagnose bereit,“ so die Expertin. Auch bei Spielertransfers kommen schon routinemäßig MRT-Check-Ups zur Abschätzung des körperlichen Zustandes des Sportlers zum Einsatz.

Radiologie auch im Breitensport immer wichtiger
In Österreich gibt es mehr als 200.000 Sportunfälle pro Jahr, das sind 30 % aller Unfälle. Radiologen kommen auch hier in vielen Fällen im Zuge der Befundung zum Einsatz. Immer häufiger werden zudem auch interventionelle radiologische Verfahren in der Behandlung von Sportverletzungen eingesetzt, z. B. das ultraschallgesteuerte Spritzen von entzündungshemmenden Substanzen bei Überlastungsreaktionen von Sehnen und Gelenken. „Wir als Radiologen sind daher auch ein zentraler Pfeiler für die Diagnose und die Behandlung von Sport-Patienten“, betont Rosskopf.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt