Italien in Sorge:
Bootsflüchtlinge „indirekte Attacke“ Russlands
Die italienische Regierung zeigt sich angesichts der zunehmenden Zahl von Geflüchteten über den Seeweg alarmiert. Und hat auch gleich einen Schuldigen parat, der nicht nur in einer Weltregion für Aufregung sorgt: Die berüchtigte Kampfgruppe Wagner soll für die starken Migrationsströme aus nordafrikanischen Ländern verantwortlich sein.
Italien warnt davor, dass das Migrationsphänomen bei weiterhin zunehmender Zahl von Ankünften außer Kontrolle geraten könnte. „Hier geht es nicht mehr um die Frage, ob wir Migranten aufnehmen sollen oder nicht. Wir haben es hier mit einem Phänomen zu tun, das in einigen Monaten eine unüberschaubare Dimension annehmen könnte“, warnte Europaminister Raffaele Fitto laut Medienangaben vom Montag.
Auch Außenminister Antonio Tajani betonte, dass er „besorgt“ darüber sei, dass viele Migranten aus nordafrikanischen Gebieten kämen, in denen die russische Söldnertruppe Wagner einen starken Einfluss habe. „Die Einwanderungsfrage kann nicht nur eine italienische Angelegenheit sein“, sagte er am Ende seines Treffens mit Israels Premierminister Benjamin Netanyahu in Jerusalem.
Indirekte Attacke Russlands
Eine indirekte Attacke Russlands gegen Italien wegen seines Beschlusses, weitere Waffen in die Ukraine zu entsenden sieht auch der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto. Der Anstieg der Abwanderung von Migranten aus Afrika sei zumindest teilweise auf die Strategie zurückzuführen, die die Wagner-Gruppe in einer Reihe afrikanischer Länder verfolge.
„Meines Erachtens kann man mittlerweile mit Sicherheit sagen, dass die exponentielle Zunahme des Migrationsphänomens von den afrikanischen Küsten zu einem nicht unerheblichen Teil auch Teil einer klaren Strategie der Kriegsführung ist, die die russische Wagner-Division umsetzt, indem sie ihr beträchtliches Gewicht in einigen afrikanischen Ländern nutzt“, sagte Crosetto.
Regierung massiv unter Druck geraten
Die drastischen Wortmeldungen kommen dabei wohl nicht von Ungefähr: Die italienische Regierung geriet am Montag nach einem neuerlichen Bootsunglück vor der lybischen Küste mit mindestens 30 vermissten Menschen sowie einer weiteren Flüchtlingstragödie unmittelbar vor der kalabrischen Küste unter Druck. Kritiker sehen sich nun bestätigt, dass die Regierung nicht rechtzeitig eingegriffen habe, um die Menschen zu retten.
Rund 700.000 warten auf Abfahrt
Die Regierung in Rom hat am Montag über eine Strategie zur besseren Koordinierung der Seeüberwachung bei der Aufspürung von Migrantenbooten in Gewässern außerhalb seiner Seegrenzen diskutiert. Das Thema wurde bei einem Treffen besprochen, an dem sich Regierungschefin Giorgia Meloni, Verteidigungsminister Crosetto und Geheimdienstchefs beteiligten. Die Geheimdienste hatten am Wochenende die Regierung davor gewarnt, dass fast 700.000 Migranten in Libyen zur Abfahrt in Richtung Italien bereit seien.
Die Seeüberwachung soll mithilfe der Marine, die über die entsprechenden technischen Mittel verfügt, verstärkt werden, verlautete aus Regierungskreisen.
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