Nach 8 Bier ausgezuckt

Entgleisung im Zug: Hitler-Randalierer verurteilt

Kärnten
14.03.2023 13:00

Kein angenehmes Erlebnis war für einige Passagiere eine Bahnfahrt von Salzburg nach Klagenfurt - denn ein 28-jähriger Reisender zuckte nach acht Bier wegen der damaligen Maskenpflicht aus, legte sich mit dem Schaffner und auch noch der zu Hilfe eilenden Polizei an. Bei NS-Beschimpfungen und „Heil Hitler“-Parolen war dann hinter Gittern Endstation.

„Daran kann ich mich gut erinnern, wie ich in die Zelle gesteckt wurde“, sagt der einst renitente Passagier beim Prozess Dienstagfrüh am Landesgericht Klagenfurt. „Aber sonst weiß ich leider nicht mehr viel von der Zugfahrt.“ Die „Sache“ sei schließlich schon 15 Monate her: „Wer merkt sich da schon alles? Ich hätte nie gedacht, dass es wegen dem zu einer Verhandlung kommt!“ Kommt es aber, auch wenn nicht klar war, warum erst so spät  - doch dafür gleich mit vollem Aufwand: Acht Geschworene müssen entscheiden, ob der 28-Jährige bei seinem Ausraster gegen das 3G-Verbotsgesetz verstoßen hat, drei Berufsrichter setzen mit ihnen zusammen die Strafhöhe fest. Die mit einem Jahr Mindeststrafe beginnt!

Wegen „Heil Hitler“-Parolen saß ein 28-Jähriger in Klagenfurt vor Gericht. (Bild: Wassermann Kerstin)
Wegen „Heil Hitler“-Parolen saß ein 28-Jähriger in Klagenfurt vor Gericht.

„Hitler ein  Präsident wie Tito“
Dem Angeklagten wird da schon merklich anders, er braucht ein Taschentuch und schnieft vor sich hin.  „Ich wusste bisher nicht, dass Heil-Hitler-Rufe verboten sind“, versucht er es noch einmal. Er habe sich vermutlich nichts dabei gedacht, wollte wohl nur die Polizisten beleidigen. Und im Grunde wisse er auch nichts über den Nationalsozialismus. „Ich bin in Slowenien geboren, denke, Hitler war bei Euch so ein Präsident wie bei uns der Tito.“ Sein Verteidiger sinkt bei den Worten etwas in sich zusammen. „Die Grundfrage ist ja, war er ein betrunkener Nazi oder nicht?“, meint er nüchtern.

„Als Kellner trinkt und vergisst man viel“
Anlass für den Ausraster war übrigens einmal mehr die Maskenpflicht, die im Winter 2021 in öffentlichen Verkehrsmitteln noch streng kontrolliert wurde. „Ich hatte keine“, gibt der Kellner zu. „Dass ich deswegen den Zug verlassen sollte, hat mir nicht gepasst.“ Daraufhin seien die Pöbeleien - auch andere Passagiere wurden belästigt - wohl eskaliert. Wobei der Slowene dabei bleibt: „Das meiste habe ich im Rausch vergessen. Das passiert mir öfters; als Kellner in einem Lokal bin ich schließlich dreimal die Woche schwer betrunken.“ Die Geschworenen sehen die Erinnerungslücken etwas anders: Der Kellner wird einstimmig schuldig gesprochen und zu 16 Monaten bedingter Haft verurteilt (nicht rechtskräftig).

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