Wir arbeiten doppelt so produktiv und stellen in kürzerer Zeit immer mehr her. „Von unserem Produktivitätsfortschritt sollen alle etwas haben“, fordert Barbara Blaha, Gründerin und Chefin des gewerkschaftsnahen Momentum-Instituts. Im Live-Talk mit Moderatorin Conny Winiwarter schlägt sie vor, dass Arbeitgeber sinkende Gewinne hinnehmen sollten - um somit eine Arbeitszeitverkürzungen der Arbeitnehmer zu finanzieren. Das sei fair, denn „die Arbeitnehmer gehen seit Jahren in Vorleistung“.
Seit 40 Jahren gab es nämlich keine Arbeitszeitverkürzung mehr. Und das, obwohl „zahlreiche empirische Studien Beweise dafür liefern, dass zu viel Arbeit krank macht“. Nebenbei steigt auch das Risiko von Arbeitsunfällen. „Wir müssen bei der Arbeitszeit den nächsten Schritt setzen“, fordert Blaha - und will die Arbeitszeitverkürzung über die Unternehmen finanzieren. Andere Länder würden zeigen, wie es geht: Frankreich, Island, Spanien & Co. setzen ähnliche Modelle um oder starten gerade Pilotprojekte.
Im Talk mit Moderatorin Conny Winiwarter erklärt Barbara Blaha vom Momentum-Institut, wie eine Arbeitszeitverkürzung in der Praxis aussehen kann.
(Bild: krone.tv)
85 Prozent der Steuereinnahmen durch Arbeitnehmer Dem vorgeschlagenen Modell der SPÖ kann Blaha eher wenig abgewinnen. Dieses sieht vor, dass Menschen 80 Prozent ihrer bisherigen Arbeit leisten - bei 95 Prozent Lohn. Die 15-Prozent-Differenz würde sich aus Unternehmen, AMS und staatlichen Zuschüssen finanzieren, die restlichen fünf Prozent zahlt dann der Arbeitnehmer. Blaha: „Von 100 Steuereuros kommen 85 von den Arbeitnehmern.“ Wenn der Staat also die Differenz zahlt, „zahlen die Arbeitszeitverkürzung erst recht wieder wir selbst“.
„ÖVP lässt Frauen mit Betreuungspflichten alleine“ Österreich ist das Land mit den meisten Teilzeit-Arbeitenden. Der Grund: Zwei Drittel dieser Menschen haben Betreuungspflichten - wie Kinder oder zu pflegende Angehörige. Betroffen sind hauptsächlich Frauen. Die Forderung nach dem Ausbau der flächendeckenden Kinderbetreuung ist nichts Neues. Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat diesen in seiner ‚Rede zur Zukunft der Nation‘ angekündigt. Ob das wirklich was wird? „Ich hoffe es“, zeigt sich Blaha skeptisch, „bis jetzt hat die ÖVP Frauen mit Betreuungspflichten immer alleine gelassen.“
Die Gründerin des Momentum-Instituts, Barbara Blaha, fordert, dass auch Arbeitnehmer etwas von dem Produktivitätsfortschritt haben.
(Bild: krone.tv)
Das ganze Video mit Barbara Blaha sehen Sie im Video oben. Neue Folgen von krone.tv NACHGEFRAGT gibt‘s Montag bis Freitag um 9.30 Uhr.
Sollten wir in Österreich die Arbeitszeit verkürzen? Wenn ja, wer soll das finanzieren? Kommentieren Sie mit!
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.