Schweizer Studie:

Künstliche Beschneiung rettet Gletscher nicht

Wissenschaft
14.03.2023 12:25

Künstliche Beschneiung kann die Gletscher laut einer Studie nicht retten. Die Schmelze könne mit viel Aufwand zwar lokal verlangsamt werden. Der Gletscher kann aber unter keiner Klimaentwicklung stabilisiert werden, wie ein Projekt am Morteratschgletscher, einem Ferner in der Berninagruppe im Schweizer Kanton Graubünden, zeigte.

„Wenn wir die Gletscher wirklich retten wollen, setzen wir besser beim Klimaschutz an“, sagte Matthias Huss, Glaziologe an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETH Zürich), auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Dienstag. Er untersuchte die Wirkung des weltweit ersten solchen Gletscher-Rettungsprojekts am Morterarschgletscher, das im Februar 2021 in Betrieb genommen wurde. 

Die Idee hinter dem Projekt mit dem Namen MortAlive war bestechend einfach: Solange das Eis der Gletscher durch Schnee bedeckt ist, kann es nicht schmelzen. Schnee hat eine höhere Rückstrahlfähigkeit als nacktes Eis. Die Energie der Sonnenstrahlen wird also zurückgeworfen, und steht nicht für die Schmelze zur Verfügung.

„Nur ein Tropfen auf den heißen Stein“
Ohne Eingriff wird erwartet, dass der Morteratschgletscher im Oberengadin in den kommenden 40 Jahren zwischen 56 und 71 Prozent seines Volumens verliert, hieß es in der Studie. Mit Beschneiung könnte bis zum Jahr 2060 gut ein Drittel bis ein Viertel dieses Verlustes aufgehalten werden. Dadurch würde der Niedergang des Gletschers zwar etwas verzögert. „Langfristig ist das aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte Huss.

Die Kosten dafür wären jedoch sehr hoch: Rund 150 Millionen Franken (knapp 154 Mio. Euro) müsste für die Anlage zur Beschneiung des Morteratschgletschers investiert werden. „Dazu kommen die Auswirkungen, die ein solches Bauvorhaben auf die weitgehend unberührte Natur im Hochgebirge des Oberengadins hätten“, sagte Huss. 

Kunstschnee keine Alternative zu Klimaschutz
Die notwendigen Eingriffe in die hochalpine Umwelt und die beträchtlichen Kosten machten deutlich, dass die künstliche Beschneiung von großen Gletscherflächen keine Alternative zu schnellem und griffigem Klimaschutz sein könne. Experten forderten am Dienstag mehr Klimaschutz, um die Auswirkungen der Erderhitzung abzufedern.

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