Auch Weltkulturerbe
Für Raketenabwehr: Moskau holzt jetzt Wälder ab
In mehreren Moskauer Bezirken wird nun Platz für das Verteidigungsministerium freigegeben. Der Grund: Es sollen zum Schutz von Volk und Staat S-400-Flugabwehrsysteme installiert werden. Dafür werden sogar Wälder dem Erdboden gleichgemacht - selbst wenn sie Teil des UNESCO-Kulturerbes sind. Steigt in Russland jetzt etwa die Hysterie?
Während Russland im Zuge seines Angriffskrieges auf die Ukraine immer mehr Soldaten verliert, scheinen auch im Inland langsam die Nerven blank zu liegen. So muss etwa die Schutzzone des Freilichtmuseums Kolomenskoje für die Raketenabwehr herhalten.
Verliert berühmte Kirche ihren Status?
Ganze 100 Hektar Wald wurden dafür herangezogen. Nun befürchten Anrainer, dass die berühmte Christi-Himmelfahrts-Kirche ihren Status als UNESCO-Weltkulturerbe verlieren könnte, wie die russischsprachige Zeitung „The Insider“ berichtet.
Das russische S-400 gilt als eines der leistungsfähigsten Luftabwehrsysteme weltweit. Es überzeugt bei Zielerfassung und Reichweite. Das System besteht nicht nur aus einer einzelnen Rakete, sondern ist auf mehrere Fahrzeuge verteilt und setzt sich aus Radar, Kommandoeinheit und Raketenstarter zusammen.
Auch „Elchinsel“ betroffen
Zum „Schutz des Landes“ wird auch ein Teil des Nationalparks Lossiny Ostrow, der auch als „Elchinsel“ bekannt ist, geopfert. Mehr als 40 Säugetierarten sind dort beheimatet, darunter die namensgebenden Elche sowie Damhirsche, Wildschweine, Dachse, Biber, Nerze und andere Tiere, die teilweise in der näheren Umgebung Moskaus sonst nirgendwo mehr anzutreffen sind.
S-400 in der Nähe von Hochhäusern
Und auch diverse Bewohner müssen das Ihrige beitragen, wird doch zum Teil Militärgerät in der Nähe von Hochhäusern platziert. Vor allem die Neubauten gelten in Moskau als nicht sonderlich hochwertig - vielfach ähnelt die Qualität jener eines Schachtelhauses. Für viele „Moskwitschi“, wie die Bewohner der russischen Hauptstadt genannt werden, ist das keine angenehme Kombination.
Denn das S-400-System kann gleichzeitig 36 Ziele in einem Radius von 400 Kilometern und bis in eine Höhe von 27 Kilometern treffen. Da Russland es bekanntlich mit Sicherheitsvorkehrungen und Wartungsarbeiten nicht so genau nimmt, schwingt bei den Menschen ständig die Angst mit, dass versehentlich Wohnhäuser „abgeschossen“ werden könnten.
Moskau rüstet sich für den Ernstfall
Seit Anfang 2023 tauchen immer wieder Berichte über Luftverteidigungssysteme in Moskau auf. Für besonderen Wirbel sorgte ein System zur Flugabwehr auf dem Dach des russischen Verteidigungsministeriums. Das nun dort befindliche Panzir-S1 ist 35 Tonnen schwer und kostet rund 15 Millionen Euro. Man munkelt, dass es dort installiert wurde, um Angriffe unmittelbar auf Russlands Hauptstadt abzuwehren.
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