Prozess in Eisenstadt

Onkel missbrauchte Kind bei der Arbeit am Gericht

Burgenland
14.03.2023 16:29

Wegen des schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen, des Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses und schwerer Körperverletzung in Form eines psychischen Traumas, musste sich am Dienstag ein 61-Jähriger vor dem Landesgericht Eisenstadt verantworten. Obwohl Opfer und Zeugen den Mann schwer belasten, stritt dieser sämtliche Vorwürfe ab und präsentierte sich als „lieber Onkel“, dem übel mitgespielt wurde. Im Fall eines Schuldspruchs drohen dem zweifach geschiedenen Familienvater bis zu 15 Jahre Haft.

Lisa S. (Name geändert) ging in ihrer Kindheit durch die Hölle. Die Mutter lieblos und am Kind „desinteressiert“, wie eine Jugendfreundin von S. aussagte. Der Stiefvater kümmerte sich kaum um das Mädchen, sah sinngemäß nur ein „lügendes Problemkind“, dem er ohnedies nichts glaubte. Einziger (vermeintlicher) „Rettungsanker“ war der Onkel, der damals, im Jahr 2000, als Hausarbeiter am Straflandesgericht Wien arbeitete.

Doch Lisa erzählte ihren Schulfreundinnen - eine davon ist heute Psychotherapeutin und war als Zeugin vor Gericht geladen - davon, dass sie einen „älteren Freund“ habe.

Gerhard P. war damals Ende 30 und verging sich, teilweise während der Arbeit bei Gericht, an seinem Opfer, bis es 16 Jahre alt war. Dann hatte Lisa ihren ersten gleichaltrigen Freund. Weitere „normale“ Beziehungen zu jungen Männern folgten, doch mit Anfang 20 brach Lisa psychisch zusammen, wie einer ihrer Ex-Freunde im Zeugenstand schilderte: „Sie sagte zunächst nicht, was los war, doch dann brach sie ihr Schweigen, erzählte, was ihr widerfahren war und gab den heute Angeklagten als Täter an.“

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Der Missbrauch, das was Lisa erlebt hatte, war in unserer Beziehung immer präsent. Ich habe mir sogar einen Ratgeber gekauft und versucht, ihr zu helfen.

Ein Ex-Freund als Zeuge vor Gericht

Hoffen auf späte Gerechtigkeit
Die tapfere junge Frau ließ sich beraten, um ihren Peiniger anzuzeigen, erhielt jedoch zunächst die falsche Auskunft, dass die Taten bereits verjährt seien. Verzweiflung. Erst später in der Therapie erfuhr sie, dass eine Anzeige noch möglich war und sie beschloss, Gerhard P. für den Missbrauch zur Verantwortung zu ziehen.

Bei seinem Prozess im großen Schwurgerichtssaal in Eisenstadt sprach P. leise, sein Blick war meistens auf den Boden gerichtet. Den Zeugen, die ihn belasteten, sah er nicht in die Augen. Nervös rutschte P. auf der Anklagebank hin und her: „Ich habe Lisa nie missbraucht“, beteuerte der Beschuldigte. Nur einmal habe es einvernehmlichen Sex zwischen ihm und dem Mädchen gegeben. Da sei sie jedoch bereits 15 Jahre alt gewesen und habe die Initiative ergriffen: „So schnell konnte ich gar nicht schauen, da war sie schon auf mir.“ Angewiderte und fassungslose Blicke bei den Prozessbeobachtern im Gerichtssaal.

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Für die Traumata, die meine Mandantin erlitten hat, fordere ich in ihrem Namen 60.000 Euro Schadenersatz.

Die Anwältin von Lisa S.

Beschuldigtem droht lange Haftstrafe
Auf die Vorhalte und Fragen von Richterin Doris Halper-Praunias und Gerichtspräsident Karl Mitterhöfer hatte der Angeklagte immer eine passende Antwort parat. Das Mädchen habe „immer schon Geschichten erfunden und eine lebhafte Fantasie gehabt“, war eine davon. Lisa leidet noch heute unter dem, was ihr P. angetan haben soll. Bei ihr wurde unter anderem ein posttraumatisches Belastungssyndrom diagnostiziert. Am Nachmittag vertagte der Schöffensenat den Prozess zur Einvernahme weiterer Zeugen. Bei einer Verurteilung drohen Gerhard P. zwischen fünf und 15 Jahre Haft.

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