Google hat am Dienstag eine umfassende Initiative vorgestellt, mit der Unternehmen und Organisationen ohne großen Aufwand selbst Anwendungen für Künstliche Intelligenz (KI) bauen können. Mit der „MakerSuite“ bietet der Konzern dafür eine eigene Entwicklungsumgebung an. Zu den „vertrauenswürdigen Partnern“, die das neue KI-Programm ausprobieren können, gehört die Deutsche Bank. Außerdem wird das Office-System Google Workspace um KI-Funktionen erweitert.
Mit der KI-Initiative kontert Google einen Vorstoß von Microsoft. Der weltgrößte Softwarekonzern, der in wichtigen Geschäftsfeldern wie der Online-Werbung und Internet-Suche von Google abgehängt wurde, versucht mithilfe des kalifornischen Start-ups OpenAI die traditionelle Google-Suche durch Anfragen an ein KI-System zu ersetzen. Dazu wurde die KI-Technik GPT in die Microsoft-Suche Bing sowie in den Web-Browser Edge eingebunden. Eine Integration in die Office-Produkte von Microsoft wird ebenfalls erwartet.
Google kommt mit seiner aktuellen Produktinitiative einer weiteren Ankündigung von Microsoft zuvor, die für diesen Donnerstag erwartet wird. Andreas Braun, Microsoft-Technikchef in Deutschland, hatte auf einer Info-Veranstaltung in der vergangenen Woche erklärt, sein Unternehmen werde dann die neue Version GPT-4 vorstellen. „Da haben wir multimodale Modelle, die noch ganz andere Möglichkeiten bieten werden - zum Beispiel Videos“, sagte Braun. Auch die Unterstützung unterschiedlicher Sprachen soll verbessert werden.
Smarte Hilfe für Unternehmen
Der vorgezogene Google-Konter richtet sich zum einen an Unternehmen, aber auch an private Nutzer. In einer Präsentation zeigte der Chef von Google Cloud, Thomas Kurian, am Beispiel des fiktiven Möbel-Unternehmens Cymbal, wie kommerzielle Anwender von der Google-KI profitieren können. Dabei könnten KI-Anwendungen mit den Daten des Unternehmens kombiniert werden, beispielsweise mit dem Produktkatalog des Möbelhauses und den neuen Angeboten der Frühlingskollektion. Damit könne nicht nur die Aktualisierung der Website automatisiert werden. Auch Anwendungen wie ein Beratungs-Chat für Kunden, in dem es beispielsweise um eine sinnvolle Kombination von verschiedenen Möbeln gehe, könnten von der KI übernommen werden.
Kurian betonte, bei der Integration von sensiblen Daten aus den Unternehmen werde der Datenschutz strikt gewährleistet. Kunden könnten Verschlüsselungsverfahren mit einem eigenen Schlüssel einsetzen, sodass Google selbst keinen Zugriff auf die Daten habe. Die Kundendaten würden auch nicht mit dem Daten-Pool für die öffentliche Google-Suche vermengt.
KI-gestützte Workplace-Funktionen
Die Google-Initiative umfasst auch die sogenannte generative KI, also das Generieren von Inhalten mithilfe von Künstlicher Intelligenz. Das prominenteste Beispiel für generative KI ist der Text-Roboter ChatGPT von OpenAI. Googles Textroboter heißt „Bard“, steht aber im Gegensatz zu ChatGPT noch nicht einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung.
Google wird künftig seinen Kunden, die die Office-Suite „Google Workplace“ nutzen, entsprechende Funktionen zur Verfügung stellen. Damit können beispielsweise längere E-Mail-Wechsel per Knopfdruck zusammengefasst oder die Ergebnisse in eine Präsentation überführt werden. Dabei können der Umfang und die Tonalität verändert werden. Preise für die KI-Schnittstellen und Entwicklungsbaukästen hat Google am Dienstag noch nicht genannt. Diese sollen zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden.
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