Nächste Runde im Kampf um den Fortbestand der 24-Stunden-Pflege. Hilfswerk, Caritas und Malteser Care mit eindringlichen Appell an Bund.
Rund 30.000 Österreicher sind derzeit auf eine 24-Stunden-Pflege angewiesen. „Das ist kein Thema des Alters. Es geht hier auch um Kinder, die bei ihren Familien ein menschenwürdiges Leben haben können“, rückt Malteser-Care-Chef Helmut Lutz das Thema in den richtigen Kontext. Doch auch die 24-Stunden-Pflege ist Marktgegebenheiten unterworfen. „Seit Beginn von Corona merken wir einen deutlichen Rückgang der Personen, die zum Arbeiten nach Österreich kommen. Sie orientieren sich in Länder wie Deutschland, Schweiz, Italien oder auch nach Skandinavien um. Dort wird wesentlich mehr bezahlt“, so Caritas-Chefin Anna Parr.
„Exodus der Pflegenden hat bereits begonnen“
In Zahlen ausgedrückt: Waren es 2019 noch 63.000 Pfleger in Österreich, sind es derzeit noch rund 59.000. Und auch die Schwarzarbeit dürfte wieder steigen. Lutz: „Alleine in den vergangenen drei Monaten haben in Wien 500 Pfleger ihre Selbstständigkeit ruhend oder ganz abgemeldet. Vermutlich sind nicht alle ins Ausland gegangen, sondern arbeiten jetzt schwarz. Ohne Sozialversicherungsabgaben und Steuern bleibt ihnen mehr.“
Die Politik hat es in der Hand, ob sich diese Menschen auf dem Schwarzmarkt finden oder im sicheren Rahmen.
Elisabeth Anselm, Hilfswerk Österreich
„90 Euro Erhöhung ist Tropfen auf heißen Stein“
Hilfswerk-Chefin Elisabeth Anselm: „Die betroffenen Familien sind verzweifelt. Mit den aktuellen Teuerungen wird es immer schwieriger, eine 24-Stunden-Pflege zu behalten oder zu bekommen.“ Daher fordern die Trägerorganisationen eine rasche Novelle.
Eckpunkte: Eine Valorisierung der Förderung und der Einkommensobergrenze. Die monatliche Unterstützung wurde im Jänner erstmals seit 2005 um 90 Euro auf 640 Euro erhöht. Die Einkommensobergrenze ist seit 15 Jahren bei 2500 Euro fixiert. Das heißt: Immer weniger bekommen die Förderung überhaupt, und diese ist aufgrund der Inflation nur noch „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Anselm: „Den Staat würde das 45 Millionen Euro pro Jahr kosten - ein Bruchteil der Kosten für stationäre Pflege.“
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