Müllabfuhr streikt
Pariser klagen über Ratten und Gestank
In Frankreich haben am Mittwoch erneut zahlreiche Beschäftigte gestreikt. In Paris betrifft das beispielsweise die Müllabfuhr. An vielen Orten häufen sich nun überfüllte Mülltonnen, aufplatzende Plastikmüllsäcke und durchweichte Kartons. Die Menschen klagen über Ratten und Gestank.
Der anhaltende Streik der Müllabfuhr prägt inzwischen das Pariser Stadtbild. Mindestens sieben Tonnen Müll, die nicht abgeholt wurden, sind zu sehen. Auch in den Müllverbrennungslagen im Großraum der französischen Stadt haben die Beschäftigten ihre Arbeit niedergelegt. Innenminister Gérald Darmanin hat die Stadt daher aufgefordert, die Angestellten zum Dienst zu verpflichten. Die Gewerkschaft will hingegen mindestens bis Montag streiken.
Streiks gibt es zudem im Energiesektor, in den Raffinerien, Treibstoffdepots und bei öffentlichen Verkehrsmitteln. Immer wieder fallen Flüge, Züge und Stadtbahnen aus. Darüber hinaus wird weniger Strom produziert, wobei sich das bisher nicht auf die Verbraucherinnen und Verbraucher auswirkt. Die Versorgung an den Tankstellen ist derzeit ebenfalls noch möglich.
Pensionsreform war Auslöser
Auslöser der Proteste ist die geplante Pensionsreform. Das Antrittsalter soll bis 2030 von 62 auf 64 Jahre gehoben werden. Bislang geltende Sonderrenten sollen für alle gestrichen werden, die neu eingestellt werden. Zudem sollen die Mindestrente bei voller Beitragszeit auf 1200 Euro angehoben und das Einstellen von Seniorinnen und Senioren gefördert werden. Am Mittwoch hat sich der parlamentarische Vermittlungsausschuss auf einen Kompromiss geeinigt. Der Gesetzesentwurf wurde mit zehn zu vier Stimmen angenommen. Damit zeichnet sich eine endgültige Annahme der Reform am Donnerstag ab.
Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung sind laut Nachrichtenagenturen gegen die Reform, immer wieder sind mehr als eine Million Menschen aus Protest auf die Straße gegangen. Für viele Menschen in Frankreich hat das Pensionssystem einen hohen Symbolwert, weil viele ihre Arbeit als anstrengend und unangenehm empfinden. Nach einer europaweiten Studie der EU-Behörde Eurofound fühlen sich 40 Prozent der Beschäftigten in Frankreich überlastet, weil die Anforderungen zu hoch sind. In Deutschland sind es beispielsweise nur 24 Prozent.
Derzeit scheiden Französinnen und Franzosen durchschnittlich mit 60 Jahren aus dem Arbeitsleben aus, auch weil es für Seniorinnen und Senioren weniger Jobs gibt. Nicht einmal fünf Prozent der Pensionistinnen und Pensionisten leben unterhalb der Armutsschwelle, was einer der niedrigsten Werte in den OECD-Ländern ist.
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