Erstes Statement
Nawalny: Oscar für „ehrliche und mutige Menschen“
Der inhaftierte russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hat sich erstmals zu dem Oscar für den Dokumentarfilm über ihn geäußert. Er bedankte sich bei dem Team hinter dem Film und meinte, dass die Auszeichnung Gegnerinnen und Gegnern von Diktaturen weltweit gewidmet sei.
Er widme seinen „gesamten Beitrag zu diesem Film ehrlichen und mutigen Menschen auf der ganzen Welt, die Tag für Tag die Kraft finden, sich dem Monster der Diktatur und ihrem ständigen Begleiter, dem Krieg, entgegenzustellen“, schrieb Nawalny auf Twitter. Er freue sich „natürlich furchtbar“, versuche aber nicht zu vergessen, „dass nicht ich den Oscar gewonnen habe.“ Der Film, der in der Nacht auf Montag bei den Oscars als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet worden war, zeigt den politischen Aufstieg Nawalnys sowie seine Vergiftung 2020 und die Verhaftung nach seiner Rückkehr nach Russland 2021.
Zu den Macherinnen und Machern des Films zählen der kanadische Regisseur Daniel Roher, Nawalnys langjährige Verbündete Maria Pewtschich und der für die Plattform „Bellingcat“ tätige Journalist Christo Grosev. Darüber hinaus waren auch drei österreichische Kameramänner beteiligt - Niki Waltl, Simon Fraissler und Daniel Dajakaj. Nawalny bedankte sich bei ihnen sowie bei seiner Ehefrau Julia Nawalnaja, die bei der Preisverleihung am Sonntag in Hollywood war. „Mein Mann ist im Gefängnis, nur weil er die Wahrheit sagt. Mein Mann ist im Gefängnis, nur weil er die Demokratie verteidigt. Alexej, ich träume von dem Tag, an dem du frei sein wirst und auch unser Land frei sein wird“, sagte sie.
Mein Mann ist im Gefängnis, nur weil er die Wahrheit sagt. Mein Mann ist im Gefängnis, nur weil er die Demokratie verteidigt.
Julia Nawalnaja
Kreml: „Gewisses Element der Politisierung“
Der 46-jährige Oppositionspolitiker erfuhr von seinem Anwalt von der Auszeichnung für den Dokumentarfilm. Der Kreml hält den Oscar für politisch motiviert. Obwohl er die Dokumentation nicht gesehen habe, wage er es „aber trotzdem anzunehmen, dass es natürlich ein gewisses Element der Politisierung des Themas gibt“, sagte der russische Regierungssprecher Dmitri Peskov,
Das Ministerkomitee des Europarats forderte die russische Regierung erst kürzlich auf, Nawalny sofort freizulassen sowie die Urteile des Europäischen Gerichts für Menschenrechte (EGMR) umzusetzen. Der kreml-kritische Oppositionelle hat in den vergangenen Monaten aus dem Gefängnis heraus häufig den Krieg in der Ukraine kritisiert und Russlands Bürgerinnen und Bürger zum Protest gegen die Regierung aufgerufen. Kürzlich forderte er, dass die ukrainischen Grenzen von 1991 eingehalten werden müssen. Das schließt auch die 2014 von Moskau annektierte Halbinsel Krim einschließen.
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