Cybercrime-Ermittler:

5,2 Mio. Euro Kryptogeld in „Wallets“ der Polizei

Web
16.03.2023 13:57

Cybercrime-Ermittler des Bundeskriminalamts (BK) haben seit dem Jahr 2017 mehr als 5,2 Millionen Euro in Kryptowährungen sichergestellt. Die bei diversen Fällen beschlagnahmten Gelder werden auf eigens eingerichteten „Behörden-Wallets“ gesichert und im besten Fall den Geschädigten zurücküberwiesen.

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) nannte den Kampf gegen Computerkriminalität am Donnerstag im Cybercrime-Competence-Center (C4) des BK in Wien als „wesentlichen Schwerpunkt“. Von 2021 zum Vorjahr gab es ein Plus von mehr als 30 Prozent bei den Cybercrime-Anzeigen, erläuterte Karner.

Die Zahl der bearbeiteten Fälle stieg von 46.179 auf 60.195. Die Regierung habe in der Vorwoche im Ministerrat eine Verschärfung der Strafen für Cybercrime-Delikte beschlossen. „Dieser Bereich ist sehr, sehr vielfältig“, betonte Karner die Bandbreite von Betrug, über Hackerangriffe bis hin zu Ransomware-Attacken mit Erpressungsversuchen per Verschlüsselungssoftware.

Ermittler haben 1000 „Behörden-Wallets“
Den heimischen Ermittlern stehen rund 1000 „Behörden-Wallets“ für Amtshandlungen zur Verfügung, wurde bei dem Medientermin erläutert. Wallets (deutsch: Geldbörse) sind „digitale Brieftaschen“, in denen Bitcoins oder andere Kryptowährungen gespeichert sind. Jeder Polizist habe die Möglichkeit, Bitcoins sicherzustellen und an die „Behörden-Wallets“ zu übermitteln. 

Cybercrime-Abteilungsleiter Klaus Mits und Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) (Bild: APA/EVA MANHART)
Cybercrime-Abteilungsleiter Klaus Mits und Innenminister Gerhard Karner (ÖVP)

Wegen des Erfolgs der Vorgangsweise wurde die Methodik von anderen Ländern übernommen, erläuterte Klaus Mits, Abteilungsleiter Cyberkriminalität im BK. Wenn die sichergestellten Kryptowährungen vom Gericht für verfallen erklärt werden, ist das C4 bemächtigt, die Geldsummen an die jeweiligen Gerichte zu transferieren.

Eigenes Tool für Darknet-Ermittlungen
„Wir führen eigene Ermittlungen im Darknet und unterstützen nachgeordnete Dienststellen bei Darknet-Ermittlungen“, berichtete Andreas Dengg, Leiter des Fachbereichs Darknet. Als Beispiel nannte er etwa den Diebstahl von GIS-Daten, wo der Hacker in den Niederlanden gefasst wurde. „Wir versuchen das Darknet zu monitoren und wenn es einen Österreich-Bezug gibt, werden wir selbstständig tätig.“ Die Ermittlungen würden auf sehr niedriger Ebene des Darknets laufen, etwa mit einem hauseigenen Tool, „das demnächst auch auf alle Dienststellen in Österreich ausgerollt wird“, sagte Dengg.

In den Räumlichkeiten des C4 in Wien-Leopoldstadt gibt es u.a. ein Elektroniklabor, wo zerstörte oder beschädigte Geräte wiederhergestellt werden, und eine Kfz-Forensik, die beispielsweise Daten aus Fahrzeugbetriebssystemen und Autoschlüsseln ausliest. Dabei lassen sich nicht nur Bewegungsdaten des Kfz auswerten, sondern auch personenbezogene Daten, wie welches Handy zuletzt mit dem Auto verbunden war oder welcher Schlüssel zuletzt genutzt wurde.

Eine Werkstatt des Cybercrime Competence Centers des Bundeskriminalamtes (Bild: APA/EVA MANHART)
Eine Werkstatt des Cybercrime Competence Centers des Bundeskriminalamtes

Multimedia-Forensik wertet Bilddateien aus
Eine weitere Abteilung, die Multimedia-Forensik, wertet Videoaufnahmen und Fotos aus und rechnet schlecht erkennbare Details aus den Bildern hoch. Dadurch wurde etwa im Fall des in der Kitzbüheler Ache in St. Johann in Tirol ertrunkenen Buben festgestellt, dass die Flasche, mit der der Vater des Kindes bewusstlos geschlagen worden sein soll, bereits im Kinderwagen mitgeführt wurde, hieß es bei dem Medientermin. 

Bei der im März 2021 von ihrem Freund angezündeten Trafikantin in Wien-Alsergrund konnte die Multimedia-Forensik des C4 die Überwachungsvideos von einer verbrannten Festplatte auswerten, sodass Beweise und nicht nur Indizien gegen den Täter vorlagen. Ein großer Teil der Arbeit der Abteilung betrifft die Auswertung von Kennzeichen, die auf Überwachungsvideos schlecht lesbar sind, hieß es.

„Speerspitze“ und „Cyber-Cobra“
BK-Abteilungsleiter Mits lobte die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die technischen Rahmenbedingungen. Das Team sei die „Speerspitze der österreichischen Polizei im Kampf gegen die Cyberkriminalität“ und werde in Anlehnung an die Spezialeinheit EKO Cobra auch als „Cyber-Cobra“ bezeichnet. Das C4 habe eine „hohe Reputation im In- und Ausland“ und werde auf Augenhöhe mit vergleichbaren Einrichtungen gesehen. 

Der Personalstand von derzeit 90 Mitarbeitern - 60 auf Cybercrime spezialisierte Kriminalbeamte und 30 externe Spezialisten - soll laut BK-Direktor Andreas Holzer - wie bereits geplant - weiter auf 128 Personen aufgestockt werden. „Ich bin voll der Hoffnung, dass wir bis Ende des Jahres 2024 den Vollstand erreichen werden“, ergänzte Mits. „Einer der wichtigsten Punkte ist auch, dass die Bevölkerung selbst achtsam ist im Umgang mit dem Internet“, erinnerte Karner. „Aber wenn etwas anfällt, sind wir da“, verwies der Innenminister auf die Experten des C4.

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