Der Ankereffekt ist ein psychologischer Begriff, der beschreibt, dass Menschen bei Entscheidungen von Umgebungsinformationen beeinflusst werden, ohne dass ihnen dieser Einfluss bewusst wird. Diese Information aus der Umgebung ist der sogenannte „Anker“, von welchem die Entscheidung abhängt. Das kann auch unser Urteil über Informationen manipulieren und ist somit wichtig, wenn man eine gute Medienkompetenz besitzen will.
Woher stammt der Begriff?
Der Ankereffekt, auch „Anker-Bias“ genannt, wurde durch die Arbeit von Daniel Kahnemann und Amon Tversky in den 70er-Jahren bekannt. Ein Beispiel, das den Effekt beweist: Bei einem Experiment mit Probanden, welche die Zahl der afrikanischen Mitgliedsländer der UN schätzen müssen - die Schätzung läuft an einem Glücksrad, das die Zahlen 0-100 anzeigt - erkannte man, dass Personen eine höhere Zahl schätzten, wenn sie auch eine Auswahl mit höheren Zahlen hatten.
Der Effekt zeigt also oft seine Wirkung, wenn es um Zahlen geht. Selbst eine völlig irrelevante Information aus der Umgebung kann unsere Urteile und Entscheidungen beeinflussen. In unserem alltäglichen Leben sind wir öfter mit Zahlen konfrontiert, als es uns manchmal bewusst ist - was uns umso anfälliger macht für den Effekt. Auch in Medien wird sehr oft Zahlenmaterial aufbereitet. Das Bewusstsein, dass man Informationen von mehreren Seiten betrachten muss, ist also wichtig.
Der Ankereffekt hat Vor- und Nachteile
Unabhängig davon, welche Medien Sie konsumieren, Sie werden in Artikeln dabei höchstwahrscheinlich oft mit Zahlen konfrontiert. Gerade durch den Einsatz von extremen Zahlenbeispielen möchte man in der Politik bei potenziellen Wählern Emotionen hervorrufen, welche zu mehr Wahlstimmen führen könnten. Beispiele dafür sind hohe Zahlenangaben von Flüchtlingen, wenn das Thema Migration angesprochen wird. Die Zahlen entsprechen zwar einer Statistik, werden aber nicht näher erläutert. Ob es sich tatsächlich um Asylanträge oder Personen im Transit handelt, wird oft nicht erwähnt.
Der Rahmen, in dem eine Information eingebettet wird, ist also ausschlaggebend, wenn man sich ein Urteil über ein Thema macht. Ein weiteres Beispiel für eine Mengenangabe, die Emotionen hervorrufen sollte, wäre, wenn berichtet wird, dass ‘"fast die Hälfte aller Jobs schon bald durch künstliche Intelligenz überflüssig wird“. Es ist zwar möglich, dass sich durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz viele Jobs verändern werden, jedoch lässt sich ohne Studien nicht genau vorhersagen, wie viele das sein werden. Die hohe Zahl in der Aussage erzeugt eventuell ängstliche Emotionen.
Wenn wir Informationen also quasi „verankern“, bewerten wir diese auch nachträglich nach diesem Anker. Das erklärt, warum uns Sachen, die uns einst billig erschienen, nun teurer vorkommen. „Ein Bier hat früher nur so und so viel gekostet“ ist zum Beispiel eine prominente Aussage. Was dabei aber immer vergessen wird, ist, dass die gesamte Wirtschaft damals schwächer war, die Leute insgesamt weniger verdient haben, und somit alles billiger sein musste als heute.
Methoden gegen den Ankereffekt
Aufgrund der Robustheit und der unbewussten Wirkung des Effekts, ist es natürlich sehr schwierig, seinen Einfluss völlig zu unterbinden. Dennoch gibt es viele Methoden, um ihn zumindest zu reduzieren.
Der Anker-Effekt ist jedenfalls deutlich mehr als nur ein kurioses Phänomen - und, wir unterliegen ihm alle, egal ob wir psychologische Experten sind oder nicht.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.