Vor Frauen-Skifliegen

Warnung von Innauer: „Worst Case wird passieren!“

Wintersport
17.03.2023 12:57

Vor der Frauen-Premiere in Vikersund gibt es erneut eine Warnung von Toni Innauer. „Es gibt diesen Worst Case, der im Lauf der Jahre passieren wird, weil auch bei den Männern immer wieder und auch bei den Allerbesten unter bestimmten Voraussetzungen gravierende Stürze passieren“, so die Legende.

Die WM-Medaillen sind vergeben, der Gesamtweltcup ist entschieden, auf die Skispringerinnen wartet vor Saisonschluss aber noch ein weiterer, besonderer Höhepunkt. Nach jahrelangem Streben um die Einführung von Skifliegen für Frauen findet diese Premiere am Sonntag (10 Uhr) nun statt, und das ausgerechnet auf dem Weltrekordbakken von Vikersund. Die Vorfreude ist da, aber unverändert auch die Warnung von einem ehemaligen Skiflugweltrekordler - Toni Innauer.

Toni Innauer (Bild: GEPA )
Toni Innauer

Innauer hatte seine ablehnende Haltung gegenüber Frauen-Skifliegen bereits Anfang 2022 als ZDF-Experte ausgesprochen, und dafür Kritik geerntet. In einem offenen Brief an den Weltverband (FIS) wurde der Olympiasieger 1980 im vergangenen Sommer dann konkreter und reagierte damit auf die mittlerweile fixiert gewesene Ansetzung für Vikersund. Der Vorarlberger sprach „wichtige biomechanische, medizinische, und ethisch moralische Argumente“ an, die dem Frauen-Skifliegen entgegenstünden. Bei einem typischen Skiflugsturz seien Probleme zu erwarten.

So sei „der Körper einer, in unserer Sportart auf Leichtgewicht getrimmten Frau, aufgrund des geschlechtsspezifisch geringeren Muskelanteils am Gesamtkörpergewicht, weniger widerstandsfähig als der eines Mannes“, führte der 64-Jährige aus. Die Kombination aus im Vergleich zu den Männern erhöhter Anlaufgeschwindigkeit und daraus folgender erhöhter Aufprallwucht könne sich fatal auswirken. „Es wäre gut gewesen, echte Experten - Praktiker und Wissenschafter - zum Einschätzen und Beratschlagen zuzuziehen“, sagte Innauer.

Brief von der FIS
Eine Antwort der FIS habe er zwar erhalten, zufriedengestellt habe diese ihn aber nicht. „Es kam ein relativ pauschaler, gender-verständiger Brief, dass sie finden, die Frauen haben sich gewaltig weiterentwickelt und es ist an der Zeit, dass sie jetzt auch den nächsten Schritt machen. Aber sie sind auf meine Argumente nicht eingegangen.“ Zumindest finde er es nun noch gut, dass nur die Top 15 der Raw Air antreten dürfen. „Das ist vom Leistungsniveau her eine gewisse Absicherung, dass das Feld homogener ist.“ Andererseits, extreme Stürze seien meist den Top-Aktiven passiert.

Chiara Kreuzer (Bild: Andreas Tröster)
Chiara Kreuzer

Der Vorarlberger führte da die ehemaligen Skiflug-Weltmeister Thomas Morgenstern und Daniel Andre Tande an, den Norweger erwischte es vor zwei Jahren in Planica schwer. Er wurde vorübergehend ins künstliche Koma gesetzt. Einen ähnlichen Fall bei den Frauen sieht Innauer als unvermeidlich an: „Es gibt diesen Worst Case, der im Lauf der Jahre passieren wird - mit 100-prozentiger Sicherheit - weil auch bei den Männern immer wieder und auch bei den Allerbesten unter bestimmten Voraussetzungen gravierende Stürze passieren. Nur hoffentlich nicht schon dieses Mal.“

Daniel-Andre Tande (Bild: GEPA )
Daniel-Andre Tande

„Norwegen hat diese Dynamik zu früh vom Zaun gebrochen“
Norwegen jedenfalls habe seines Erachtens nach „diese Dynamik zu früh vom Zaun gebrochen - unter Einbeziehung fragwürdiger Schützenhilfe vom Gewerkschaftsbund mit Drohung von EU-Klagen.“ Österreichs Ex-Cheftrainer und nordischer Sportdirektor hofft, dass er die eine oder andere Athletin durch seine Worte zum Nachdenken gebracht habe. „Ich würde es gut finden, dass jede, die fliegt, es mit höchster Entschlossenheit tut und Unsicherheiten, die sie in sich spürt, richtig deutet und sagt, es ist gescheiter, ich packe vorher die Skier zusammen“, sagte Innauer.

Newcomerin Julia Mühlbacher hat ihren Verzicht wegen einer stark eingeschränkten Saisonvorbereitung und nur wenigen Großschanzen-Sprüngen schon im WM-Verlauf kommuniziert. Als 15. der Raw Air wäre ihr ein Skiflug-Ticket sicher gewesen. Nun aber will die Oberösterreicherin die Zuschauerrolle genießen: „Ich erwarte mir ein recht cooles Spektakel mit Weiten bis zu 235 m.“ Den Männer-Weltrekord hat Stefan Kraft in Vikersund 2017 mit 253,5 m fixiert, die inoffizielle Bestleistung der Frauen hatte Danela Iraschko-Stolz 2003 bei einem „Flugtag“ am Kulm mit 200 m erreicht.

Pinkelnig und Kreuzer dabei: „Es wird Zeit“
Unter den Vikersund-Skifliegerinnen werden mit Chiara Kreuzer und Gesamtweltcup-Siegerin Eva Pinkelnig zwei ÖSV-Athletinnen sein. Kreuzer hatte schon bei den Weltmeisterschaften mit einem „Es wird Zeit“ ihre Entschlossenheit ausgedrückt. Pinkelnig entschied sich zuletzt für ein Antreten. Beide und noch viel mehr haben mit einer Petition unter dem Hashtag „letyukifly“ das Antreten der unglücklich nicht qualifizierten Japanerin Yuki Ito durchgesetzt. Am Freitag wurde ihrer aller Skiflug-Premiere wetterbedingt verschoben, das Training ist nun für Samstag (10 Uhr) angesetzt.

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(Bild: KMM)



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