Kristallkugel, Punkterekord und im Vorbeispazieren noch zwei Saisonbestleistungen eingestellt: Marco Odermatt gewann beim Alpinskifinale in Soldeu den Riesentorlauf mit famosen 2,11 Sek. Vorsprung auf den Norweger Henrik Kristoffersen und 2,29 auf den erneut starken Marco Schwarz. Wie sehr er den Punkterekord von Hermann Maier aus dem Jahr 2000 mit 2.000 knacken wollte, wusste er selbst nicht, bis es vollbracht war: 2.042 Zähler lautet die neue Benchmark.
„Heute habe ich den Druck wieder gespürt, das war wie beim wichtigsten Rennen. Das hat mir schon gezeigt, wie wichtig das alles ist“, sagte Odermatt. „Sorry Hermann, aber danke“, meinte er mit Goldhelm auf dem Kopf und Kristallkugel für den Gewinn der Disziplinwertung in der Hand in Richtung des Salzburgers. „Dass mir heute zwei solche Fahrten gelingen und ich mit zwei Sekunden Vorsprung gewinne, bei nicht unbedingt besseren Verhältnissen, ist ein Wahnsinn“, meinte der 26-Jährige. In neun der zehn Riesentorläufe war er am Start - sieben Mal gewann er, je einmal war er Zweiter und Dritter.
Hier gibt es den Endstand:
Odermatt stellte mit dem 13. Saisonsieg gleich zwei Bestmarken in einem Winter ein. Zum einen jene an Erfolgen von Ingemar Stenmark (1978/79), Maier (2000/01) und Marcel Hirscher (2017/18) sowie an Podestplätzen von Maier mit 22 (1999/2000). Es war sein 24. Weltcupsieg der Karriere. Da Odermatt und der Weltcupgesamtzweite Aleksander Aamodt Kilde aus Norwegen keinen Slalom fahren, steht bereits ein Rennen vor Schluss fest, dass der Vorsprung von 702 Zählern der zweitgrößte der Historie ist. Maier hatte am Saisonende 2000/01 einen Vorsprung von 743 auf Stephan Eberharter.
„Mir taugt es ganz gut in Andorra“, sagte Schwarz, der bereits im Super-G Zweiter geworden war. „Fairerweise muss man sagen, dass wir es von den Sichtverhältnissen deutlich besser hatten als die zum Schluss. Aber bei einem Outdoorsport kann es schon mal wechseln. Die Riesentorlauf-Saison mit einem dritten Platz abzuschließen, taugt mir ganz gut.“ Im ersten Durchgang sei er mit der Kurssetzung und den Schneeverhältnissen nicht zurechtgekommen. „Im zweiten war mehr Radius drinnen, da komme ich wieder in mein System rein.“
Hier der geschichtsträchtige Weltcupstand verbildlicht:
Odermatt habe ganz große Klasse gezeigt. „Ich habe mir schon Mitte der Saison gesagt, wenn er das so weiterzieht, wird er den Punkterekord knacken“, sagte Schwarz. Manuel Feller landete auf Rang elf (+2,96) und erklärte, dass die Wochen seit der WM speziell im Riesentorlauf sehr schwierig gewesen seien. „Energetisch und körperlich war ich nicht mehr in der Lage für viel Training, mit dem Ergebnis kann ich mich daher anfreunden.“ Auch Feller verneigte sich: „Odi, Hut ab.“ Fügte aber hinzu: „Für mich ist der Hermann immer noch der Größte. Ohne ihn wäre ich vielleicht nie Skifahrer geworden.“
Keine Punkte gab es nach einem großen Fehler im zweiten Durchgang für Stefan Brennsteiner (16./+3,49), Patrick Feurstein (19./+4,92) und Vincent Kriechmayr (20./+6,42). Raphael Haaser schied im zweiten Durchgang aus. „Es war ein Abziehbild der Saison“, meinte etwa Feurstein, der nach einem Materialwechsel „kein wirkliches Rezept für ein konkurrenzfähiges“ Set-up gefunden hatte. Kriechmayr will nach seinem zweiten Saisonrennen in dieser Disziplin im nächsten Winter wieder mehr in den Riesentorlauf investieren.
Über Odermatt meinte der Oberösterreicher, dieser sei ein Ausnahmekönner wie Eberharter, Maier und Marcel Hirscher. „Sie haben den Sport auf ein neues Level gehoben, so ist es auch bei Odi. Das ist ein Riesenansporn für uns Athleten, dass wir da halbwegs nachziehen können, damit wir uns nächstes Jahr nicht mehr ganz so abwatschen lassen.“ Auch Kilde kündigte einen Generalangriff auf Odermatt an. „Ich hatte in der Abfahrt eine gewaltige Saison und im Super-G eigentlich auch. Und ich bin 700 Punkte hinten. Da muss man es in einer dritten Disziplin besser machen. Ich bin motiviert für den Riesentorlauf.“
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