Auf Hilfe angewiesen
15 Prozent der Schweden von akuter Armut bedroht
Schweden galt jahrzehntelang als Vorbild in Sachen Wohlfahrtsstaat, doch die Zeiten haben sich mit dem Krieg in der Ukraine geändert. Mittlerweile sind fünfzehn Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht. Hilfsorganisationen schlagen Alarm.
Bilder, die man früher nicht aus Schweden kannte: Vor sozialen Hilfseinrichtungen bilden sich lange Schlangen. Einst war das Land Vorbild in Sachen Wohlfahrtsstaat - heute haben auch hier immer mehr Menschen Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen. Laut dem schwedischen Statistischem Amt sind 15 Prozent der Bevölkerung akut von Armut betroffen.
„Betrifft nicht nur Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben“
„Wir leben in einem sehr reichen Land, aber die Gesellschaft ist ärmer geworden, und die Menschen brauchen Hilfe“, so Kavian Ferdowsi von „Homeless.life“. Martin Arnlov vom Schwedischen Rotes Kreuz: „Früher betraf es vor allem Menschen, die am Rande der Gesellschaft lebten, jetzt hat sich das geändert. Auch Kinder mit Familien, ältere Menschen, Menschen, die krankgeschrieben sind - sie alle kämpfen darum, über die Runden zu kommen.“
Schweden leidet unter den Folgen des Ukraine-Kriegs
Die Wirtschaft leidet, die Inflation bei rund zwölf Prozent. Energie- und Lebensmittelpreise sind stark gestiegen, die schwedische Krone ist gegenüber dem Euro schwächer denn je.
Auch die Rentnerin Marianne Ö. ist dankbar für das Hilfsangebot beim schwedischen Roten Kreuz. „Nehmen Sie zum Beispiel Eier, Milch und Butter, Schlagobers und Joghurt, all diese Lebensmittel, die wir jeden Tag kaufen wollen. Die Preise haben sich vielleicht nicht verdoppelt, aber sie sind um mindestens 50 Prozent gestiegen!“ Die neue schwedische Finanzministerin Elizabeth Svantesson will den drei größten schwedischen Lebensmittelketten vorschreiben, die Preise nicht mehr „unnötig“ zu erhöhen.
Die Preise haben sich vielleicht nicht verdoppelt, aber sie sind um mindestens 50 Prozent gestiegen!
Marianne Ö.
Mittelstand besonders betroffen
Besonders von der Krise betroffen ist der schwedische Mittelstand. Im Land der Hausbesitzer können viele kaum noch ihre Hypotheken bezahlen. Nach jüngsten Prognosen der Europäischen Kommission wird Schweden als einziges EU-Land 2023 in eine Rezession geraten. Annika Alexius, Finanzexpertin:„Zurzeit heißt es, dass es Schweden am schlechtesten geht in ganz Europa. Das scheint mir aber nicht so zu sein. Wir sind einfach früher in der Rezession als andere europäische Staaten. Es geht uns ähnlich wie den USA. Die Inflation war früher da und dann der Abschwung.“
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