Südamerika-Expedition

Ein Steirer folgt dem Ruf der Wildnis

Steiermark
19.03.2023 09:00

Der ehemalige Soldat Bernd Theissel wollte als erster Österreicher zur Quelle des Orinocos im Dschungel Venezuelas. Er erzählt der „Krone“, woran er gescheitert ist - und warum er es auf jeden Fall wieder versuchen will. 

Das Quellgebiet des Orinocos, dem zweitwasserreichsten Fluss Südamerikas, zählt zu den unberührtesten Flecken der Erde, fernab jeglicher Zivilisation. Kaum einen Europäer verschlägt es in dieses von schier endlosem Dschungel überzogenen Naturwunder in Venezuela, nahe der Grenze zu Brasilien. Hier leben nur vereinzelt Indios in für uns unvorstellbaren, archaischen Verhältnissen.

Der mächtige Orinoco, teils bis zu drei Kilometer breit, offenbart atemberaubende Kulissen - forderte aber auch den Tod vieler Abenteurer. (Bild: Theissel)
Der mächtige Orinoco, teils bis zu drei Kilometer breit, offenbart atemberaubende Kulissen - forderte aber auch den Tod vieler Abenteurer.

Nach 900 Kilometern flussaufwärts war Schluss
Der steirische Abenteurer Bernd Theissel hat sich vorgenommen, den immer noch wenig erkundeten Orinoco per Boot stromaufwärts zu bezwingen und als erster Österreicher überhaupt den Ursprung zu erreichen (wir haben berichtet). Letzten Herbst ist die Expedition mit einem Oberösterreicher und sechs Einheimischen aber nach sechs Wochen und gut 900 Kilometern gescheitert.

„Gepackt haben wir’s leider nicht. Aber wir waren so weit oben, wie die letzten 35 Jahre kein Weißer mehr“, erzählt der mehr als rüstige 71-Jährige der „Krone“. Mit einem Zillen-artigen Boot, angetrieben von einem 35-PS-Außenbordmotor, kämpfte sich die Crew den gigantischen Fluss entlang. 4000 Liter Treibstoff wurden in Fässern mitgeführt, unterwegs gibt es außer dichtem Regenwald so weit das Auge reicht - nichts.

Die Völker der Yanomami und Hayateri leben abgeschnitten von jeglicher Zivilisation im Urwald. (Bild: Theissel)
Die Völker der Yanomami und Hayateri leben abgeschnitten von jeglicher Zivilisation im Urwald.

Gefährliche illegale Goldsucher
„Die Stromschnellen sind ein Wahnsinn und werden immer ärger“, so der Ex-Soldat. An einer solchen, die nicht überwindbar war, ist das Vorhaben letztlich auch gescheitert. „Wir hätten noch 150 Kilometer zu Fuß durch unwegsamen Dschungel gehen müssen, dafür hätten wir Monate gebraucht.“ Zum endgültigen Abbruch führten die Warnungen eines Indios: „Er hat uns erzählt, dass im Quellgebiet gerade viele illegale Goldsucher sind, die mit ,Eindringlingen’ kurzen Prozess machen.“

Die Österreicher wurden herzlich empfangen. Bei der Verpflegung, wie gegrilltem Krokodil, ist allerdings Offenheit gefragt. (Bild: Theissel)
Die Österreicher wurden herzlich empfangen. Bei der Verpflegung, wie gegrilltem Krokodil, ist allerdings Offenheit gefragt.

Auch wenn das Endziel nicht erreicht wurde: Die unvorstellbare Abgeschiedenheit, Begegnungen mit Ureinwohnern und exotischen Tieren sowie jede Menge Adrenalin-Schübe sind unbezahlbar. Auch wenn „die Reise lebensgefährlich sein kann und viele nicht zurückehren“: Aufgegeben hat der Steirer seinen Traum noch nicht. „Altersbedingt wird’s zwar knapp, aber ich werde es sicher wieder versuchen.“

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