Ex-Skirennläuferin Michaela Kirchgasser sprach mit der „Krone“ über ihren Herzensmenschen, wilde Gelüste und großen Konkurrenzdruck.
Schön, dass es mit unserem Treffen so unkompliziert geklappt hat, Frau Kirchgasser. Ihren Sohn haben Sie heute zuhause gelassen?
Ja, mein Mann und unser Sohn Fabio machen sich heute einen Männerabend (lacht). Wir haben unser Haus gleich ein paar Minuten von hier entfernt.
Deshalb auch das „Happy Filzmoos“ als Ort für unser Dinner heute?
Ja, unter anderem. Hier kehren wir selber auch privat oft ein. Ich koste mich da gerne querbeet durch die Speisekarte. Ich bin tatsächlich ein Allesesser.
Aber sicher nicht, während Sie noch sportlich aktiv waren, oder?
Ich bin immer nach dem Prinzip 80/20 gegangen. Heißt: Zu 80 Prozent schaue ich schon darauf, was ich esse, aber zu 20 Prozent gehe ich rein auf Gelüste. Generell habe ich schon eher nach dem Motto gelebt: Das, auf was ich einen Guster habe, braucht mein Körper auch, um zu funktionieren.
Wie stolz sind Sie rückblickend auf Ihre Skikarriere?
Ich bin stolzer auf mich geworden, nachdem ich aufgehört habe.
Warum das?
Weil ich vorher immer das Gefühl gehabt habe, da hätte ich mehr erreichen können oder das wäre besser gegangen. Im Nachhinein komme ich aber drauf, dass ich 17 Jahre im Nationalteam war. Seit 2013 habe ich immer bei Weltmeisterschaften performt, habe immer eine Medaille abgeholt. Das ist mir aber erst nach und nach klar geworden, dass diese Leistung nicht zum Schämen war. Mein Problem als aktive Sportlerin war, dass ich mit Größen wie Dorfmeister, Meissnitzer, Schild oder Götschl gefahren bin. Das waren alles Serien-Sieger und ich hatte „nur“ meine drei Siege vorzuweisen.
Haben Sie sich diesen Druck selber auferlegt?
Natürlich habe ich das selber gespürt, wenn es besser hätte laufen können. Zum anderen kam der Druck auch durch die Medien. Ich war schon oft neidisch auf die anderen Sportlerinnen – weil ich gesehen habe, was die hinkriegen und dass ich das eben nicht schaffe. Das kann man schon ganz offen so sagen.
Haben Sie mal ans Aufgeben gedacht?
Ja, das habe ich. Aber dann habe ich eine Begegnung mit einer Filzmooserin gehabt, die zu mir gemeint hat: Es ist doch egal Wievielte ich geworden bin, ich soll das tun, was mich glücklich macht. Und das war nun mal das Skifahren an sich. Danach habe ich noch acht Jahre weiter gemacht. Und erst das waren eigentlich meine richtig erfolgreichen Jahre.
War das Skifahren immer schon Ihr Berufswunsch?
Ja, es hat für mich keinen Plan B gegeben, soweit ich mich erinnern kann.
Können Sie sich noch an Ihren ersten Sieg erinnern?
Ich kenne nur das Foto vom ersten Sieg. Das war 1991 - da bin ich gemeinsam mit meinem Mann zu sehen. Wir sind zusammen nämlich Kindergarten-Meister geworden.
So lange kennen Sie Ihren Mann schon?
Ja, seit dem Kindergarten.
Mein Mann Sebastian ist der einzige, der immer gewusst hat, wie es mir wirklich geht.
Michaela Kirchgasser über harte Zeiten
Wow, er hat ja dann alle Hoch- und Tiefphasen in Ihrem Leben mitbekommen. Von Anfang an.
Ja, mein Mann Sebastian ist der einzige, der immer gewusst hat, wie es mir wirklich geht. Er ist mir immer eine große Stütze gewesen. Wir haben uns zwar zwischenzeitlich aus den Augen verloren. Aber seit wir uns 2012 wieder gesehen haben, ist es Schlag auf Schlag gegangen. 2016 haben wir geheiratet, 2017 Haus gebaut und letztes Jahr ist unser Sohn Fabio zur Welt gekommen. Das hat zwar nicht ganz so schnell geklappt, wie wir uns das gewünscht haben, aber nach fünf Jahren war es so weit.
2018 haben Sie wegen Knieproblemen Ihre Skikarriere beendet. Seitdem geht’s auch beruflich recht schnell mit neuen Projekten voran. Wie sind Sie zu Ihren neuen Jobs gekommen?
Ich habe mir gedacht, geredet habe ich immer schon gerne und Interviews haben mir auch immer getaugt. Also, warum sollte ich mich nicht mal in der Sport-Moderation versuchen?
Und? Wie gefällt es Ihnen auf der anderen Seite?
Es ist sehr, sehr cool, aber auch immer wieder nervenaufreibend. Ich bin doch noch sehr nervös.
Haben Sie eine Ausbildung dafür gemacht?
Nein, das mache ich Freestyle (lacht). Auch dass ich meine eigene Fußballserie im TV habe, war spontan. Fußball taugt mir einfach, ich wurde zum Casting eingeladen und es hat geklappt.
Michaela Kirchgasser wurde 1985 in Schwarzach im Pongau geboren. Das benachbarte Filzmoos, in dem ihre Eltern eine Ferienunterkunft betreiben, ist bis heute die Heimat der ehemaligen Skirennläuferin. Im dortigen Skiklub startete sie auch ihre sportliche Laufbahn. In ihrer Karriere konnte Michaela Kirchgasser dreimal auf den ersten Platz fahren. 2018 trat sie wegen Knieproblemen zurück. Kirchgasser ist verheiratet und Mutter eines Sohnes.
Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?
Derzeit bin ich mega happy mit den Möglichkeiten, die ich habe. Ich habe meine eigene Serie bei einem Fernsehsender und moderiere auch Veranstaltungen. Als Mama wünsche ich mir einfach nur, dass wenn’s passt, wir gerne noch ein zweites Kind hätten. Aber das Hauptziel ist natürlich, in den nächsten Jahren alle diese Bereiche gut unter einen Hut zu kriegen.
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