Die situative Winterreifenpflicht besteht noch bis 15. April, doch wer nicht in winterliche Fahrverhältnisse gerät, kann jederzeit auf Sommerreifen wechseln lassen. Oder selber wechseln, wenn die eingelagerten Reifen noch gut sind. Was man dabei beachten muss, erklären wir hier.
Es sieht so einfach aus, doch man kann beim Reifenwechsel einiges falsch machen, was zu Problemen führt, warnt die Sachverständigenorganisation GTÜ. Entscheidend sind das richtige Drehmoment und die Reihenfolge. Und auf keinen Fall sollte man Caramba, WD40 oder so etwas ins Gewinde sprühen. Aber im Einzelnen:
Fünf Schritte zum erfolgreichen Räderwechsel
1. Kontrolle: Sind die Winterräder demontiert, sollte man zuerst die Sommerräder und die Gewinde sowie Antriebe der Radschrauben oder Radmuttern auf eventuelle Schäden untersuchen. Sieht alles gut aus? Dann kann die Montage beginnen.
Ein Hinweis zuvor: Auf keinen Fall die Gewinde von Schrauben oder Muttern fetten, um Korrosion vorzubeugen. Denn die beim Bremsen entstehenden hohen Temperaturen lassen technische Fette verbrennen und das Gewinde erst recht verbacken. Nur wenn der Autohersteller es ausdrücklich erlaubt und entsprechend geeignete Schmierstoffe konkret nennt, darf das Gewinde so geschützt werden. Eine vorsichtige Reinigung des Gewindes und der Kontaktflächen zwischen Nabe und Felge mit einer Bürste ist dagegen immer sinnvoll.
2. Montieren: Nun kommt das Rad auf die Nabe und die Verbindungen werden locker verschraubt. Das beste Gefühl bei diesem Arbeitsschritt vermittelt Handarbeit - mit Steckschlüssel, Ratsche oder Radkreuz. Wichtig ist, die Schrauben senkrecht zur Gewindeachse anzusetzen und zu schließen. Lassen sie sich leichtgängig eindrehen, sind sie nicht verkantet. Beim Zentrieren helfen die oft halbkugel- oder kegelförmig ausgebildeten Schraubenschäfte. Sitzt das Rad richtig auf der Nabe, kann der Wagenheber abgelassen werden.
3. Reihenfolge: Es folgt das sicherheitsrelevante, endgültige Festziehen der Verschraubungen. Dies sollte in bestimmter Reihenfolge und mit dem vom Hersteller genannten Drehmoment erfolgen. Bei Naben mit vier Verschraubungen geht man kreuzweise vor (zum Beispiel 1-3-2-4). Wenn es fünf oder sechs Verschraubungen gibt, wird sternförmig gewechselt. Dieses Vorgehen ist wichtig, es presst die Felge gleichmäßig bündig auf die Nabe.
4. Drehmoment: Um das vom Hersteller vorgegebene Drehmoment in Newtonmeter (Nm) einzuhalten, dürfen die Verschraubungen weder zu locker noch zu fest sitzen. Ein Drehmomentschlüssel mit entsprechendem Einstellbereich ist das passende Werkzeug.
Die Nm-Angabe finden sich in den Fahrzeugunterlagen oder bei Nachrüstfelgen im entsprechenden Gutachten. Sehr häufig liegt der Wert bei 110 oder 120 Nm. Am komfortabelsten gelingt das Anziehen mit einem auslösenden Drehmomentschlüssel: Er wird auf den gewünschten Wert eingestellt oder ist ab Werk auf diesen festgelegt. Wenn der Grenzwert beim Verschrauben erreicht ist, dreht er sich mit vernehmlichen Knacken weiter.
5. Nachprüfen: Auf Radverschraubungen wirken während der Fahrt hohe dynamische Kräfte. Das ist der Grund, warum häufig ein Prüfen der kraftschlüssigen Verbindung kurz nach dem Räderwechsel empfohlen wird. Ausgeführt wird die Prüfung an die 100 Kilometer nach dem Räderwechsel, indem man mit dem Drehmomentschlüssel sämtliche Verschraubungen noch einmal festzieht. Wiederum kreuzweise arbeiten.
Nützliches Wissen rund um die Radverschraubung
Grundsätzlich unterscheidet sich die Befestigung der Felge auf der Nabe durch die Anordnung der Gewindebolzen: Für Räder mit Radmuttern sind es Stehbolzen auf der Nabe. Die Felge lässt sich besonders einfach positionieren, indem sie über die festen Bolzen geschoben wird. Dann werden die Muttern aufgedreht. Radschrauben hingegen bringen den Gewindebolzen mit und werden in Innengewinde der Nabe gedreht. Das macht die Montage etwas kniffliger. Dafür kann aber unter anderem eine größere Zahl von Felgen für ein Auto zugelassen werden, weil sich unterschiedlich lange Schrauben verwenden lassen.
Unterschiede gibt es auch hinsichtlich Art und Größe des Antriebs der Verbindungselemente. Weit verbreitet sind Sechskantmuttern für Schlüsselweiten von 17, 19 und 21 Millimetern. Schrauben gibt es mit Außen- und Innensechskant oder Vielzahnprofilen. Dazu kommen spezielle Diebstahlschutzversionen. Klingt ein wenig kompliziert, ist in der Praxis aber ganz einfach, wenn man gleich beim Räderkauf die richtigen Verbinder erwirbt oder darauf achtet, dass die Serienausstattung des Herstellers geeignet ist. Einfacher lässt sich die Lochzahl einer Felge bestimmen: Drei, vier, fünf oder sechs Öffnungen - so viele Schrauben oder Muttern braucht es je Rad. Je nach Bauart stehen beim Räderwechsel am Pkw also zwölf bis 24 Verbindungen an, die gelöst und wieder sicher verschraubt werden müssen.
Vor allem bei sportlichen Fahrzeugen waren bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts Zentralverschlüsse üblich. Diese kommen mit einer einzigen, großen Radmutter aus. Mächtige Holzhammerschläge öffnen oder schließen den angesetzten Kurzschlüssel. Heute haben Supersportwagen und Rennfahrzeuge ähnliche Verschlüsse. Längst kommen für diese aber hochpräzise arbeitende Druckluft-Schlagschrauber zum Einsatz. Beispielsweise in der Formel 1 umringt ein Mechanikerteam das Auto beim Boxenstopp. Für jeden Handgriff eine Person. Nach zwei Sekunden haben Spitzenteams alle vier Räder gewechselt.
Gummimischung und Profil
Chemie und Mechanik machen den Unterschied zwischen Sommer- und Winterreifen: Sie haben verschiedene Gummimischungen und Profile. Die Pneus für die warme Jahreszeit bestehen aus einem härteren Gemisch, das auch bei höheren Temperaturen stabil ist und einen guten Kraftschluss zur Fahrbahn herstellt. Ein sinnvoller Kompromiss können gerade in Breiten mit gemäßigtem Klima Ganzjahresreifen mit dem „Schneeflockensymbol“ sein - die Kennzeichnung, dass der Reifen den gesetzlichen Anforderungen einer uneingeschränkten Wintertauglichkeit entspricht.
Ob Sommer oder Winter: Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Profiltiefe von mindestens 1,6 Millimeter. Die GTÜ rät aus Sicherheitsgründen bei einer Restprofiltiefe von vier Millimetern zu neuen Reifen.
Wenn der Radwechsel ansteht, den eingelagerten Satz auf Schäden prüfen - und auf das Alter hin: Auskunft darüber geben die vier Ziffern am Ende der DOT-Kennzeichnung auf der Flanke des Reifens (das Kürzel steht für „Department of Transport“). Abgelesen wird die Zahlenfolge nicht etwa als Kalenderjahr, sondern als Kombination der Kalenderwoche (Ziffern 1 und 2) sowie dem Jahr (Ziffern 3 und 4). Ein in der 47. Kalenderwoche des Jahres 2022 hergestellter Reifen trägt also am Ende der DOT-Kennzeichnungen die Ziffern 4722. Das Alter des Pneus zu wissen, ist wichtig, betont die GTÜ: Ein Reifen hat selbst bei ausreichendem Profil seine Lebensdauer nach acht bis zehn Jahren erreicht und sollte ausgetauscht werden.
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