„Spuren des Krieges“
Reiseagenturen werben mit Urlaub in der Ukraine
Was makaber anmutet, ist kein Scherz. Einige Tourismusunternehmen bieten Urlaube in der kriegsgebeutelten Ukraine an, von Kiew bis Cherson. Die Einreise ist per Zug und Bus möglich. Wer wolle, der könne auf den „Spuren des Krieges“ wandeln. Empfohlen werden schusssichere Westen und eine „Kriegsrisikoversicherung“.
Ganz ehrlich: Könnten Sie diesen „Urlaub“ mit ihrem Gewissen vereinbaren? Trotz russischer Invasion, Besatzung großer Gebiete, Raketenangriffen, verhängtem Kriegsrecht, Sperrstunden und Tausenden Todesopfern werben findige Reiseagenturen mit Urlauben in der Ukraine.
Die Grenzen des Landes sind nämlich größtenteils offen. Eine Einreise für Ausländer ist etwa über Polen, die Slowakei, Moldau, Ungarn oder Rumänien möglich. Reisebusse fahren zum Beispiel aus Frankfurt oder Berlin nach Kiew, Züge aus Warschau - und das seit Kriegsbeginn fast ununterbrochen.
Auch touristische Touren werden angeboten. Nur Fliegen ist nicht mehr möglich, berichtet der Nachrichtensender ntv. 8000 Zivilisten sollen nach Zählung des UN-Kommissariats für Menschenrechte seit Beginn der Invasion getötet worden sein.
App wird empfohlen, die über Luftalarme informiert
Die Hinweise für Ausländer auf der Homepage von „visitukraine.today“ sind deswegen auch alles andere als gewöhnlich. Neben den „besten Winterausflügen in der Ukraine“ und Städtetouren wird in einem Abschnitt der Seite erklärt, wie Ausländer der Internationalen Legion beitreten können, um für das Land zu kämpfen, so ntv. Eine App wird empfohlen, die über Luftalarme informiert. Außerdem werden schusssichere Westen, eine „Kriegsrisikoversicherung“ und Hotels, die über Stromgeneratoren verfügen, angeraten.
Screenshots vom Anbieter der Urlaube:
„Gut ausgebaute touristische Infrastruktur“ vorhanden
Vor allem im Westen der Ukraine sei eine „gut ausgebaute touristische Infrastruktur“ vorhanden. Ein Zur Schau stellen der Bewohner kriegsgebeutelter Regionen wolle man vermeiden. „Alle Gewinne aus dem Verkauf der Touren kommen ukrainischen Flüchtlingen zugute“, heißt es bei „visitukraine.today“. Hotels seien sogar in der Hauptstadt Kiew oder im erst kürzlich befreiten Cherson günstig buchbar. 2022 sollen über zwei Millionen Ausländer die Grenze zur Ukraine überquert haben.
Der Staat unterstützt diese Urlaubsangebote nicht. Werbung für Tourismusangebote im Land müssten bis nach Kriegsende und dem Wiederaufbau warten, heißt es.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.