Tschechischer Betreiber zögert längst fällige Sicherheitsmaßnahmen hinaus. Und zwar ausgerechnet jene, die den schlimmsten aller erdenklichen Zwischenfälle stoppen sollen. Es wird verschoben und verschoben - hoffentlich nicht zu lange nach hinten.
Anlässlich des Jahrestags 12 Jahre Atomkatastrophe in Fukushima, Japan, lenkt Umwelt-Landesrat Stefan Kaineder (Grüne) einmal mehr die Aufmerksamkeit auf das grenznahe tschechische Atomkraftwerk Temelín. Dort spiele Betreiber CEZ gegenüber der nuklearen Aufsichtsbehörde in Prag weiter auf Zeit. Und zwar ausgerechnet bei einer Maßnahme zur Beherrschung schwerer Unfälle bis hin zur Kernschmelze.
Das Problem ist das Containment, also die Schutzhülle, die bei einem Unfall die Verstrahlung der Außenwelt verhindert. „Das Containment stellt die letzte Barriere gegen Freisetzung der radioaktiven Stoffe in die Umwelt dar. Im AKW Temelín liegt der Boden der Reaktorgrube in der Höhe von 14,42 m. Das Durchschmelzen würde also zu Freisetzungen direkt in die Luft führen, denn die Räumlichkeiten darunter sind nicht als Barriere gegen Freisetzungen konzipiert und ausgelegt“, erläutert Oberösterreichs Anti-Atom-Beauftragter Dalibor Strasky. Der ursprüngliche Zeitplan zur Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen nach dem Fukushima-Schock hatte vorausgesetzt, dass bis 2015 alles erledigt ist.
Was wurde und wird nicht alles von der Atomlobby versprochen, um die Atomkraftwerke sicherer zu machen. Vollständig umgesetzt sind die nationalen Aktionspläne aber selbst heute, 12 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima, nicht.
Grünen-Landesrat Stefan Kaineder
Bild: Klemens Groh
Maßnahme Nummer 50 - die Aufrechterhaltung der langfristigen Integrität des Containments bei schweren Unfällen - wurde schließlich auf 2022 verschoben, aktuell ist von 2024 die Rede.
Landesrat Kaineder ist entsprechend erzürnt: „Was wurde und wird nicht alles von der Atomlobby versprochen, um die Atomkraftwerke sicherer zu machen. Vollständig umgesetzt sind die nationalen Aktionspläne aber selbst heute, zwölf Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima, nicht.“ Zudem sei der europäische Kraftwerkspark um mehr als 10 Jahre gealtert. Schwere Unfälle in Kernkraftwerken können nicht ausgeschlossen werden. „Und dass sich der Temelín-Betreiber CEZ, je weiter Fukushima aus dem Gedächtnis rückt, in seinen Sicherheitsüberlegungen wieder auf eine ,So-was-kann-nicht-passieren’-Haltung zurückzieht und gegenüber der Aufsichtsbehörde auf Zeit spielt, ist mir unbegreiflich“, zeigt sich der Landespolitiker besorgt. pö
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